Freitag, 15. Juli 2016

[Rez(ept)ension] "Book of Lies" von Teri Terry


Dies ist ein Einzelband, welcher am 01.07.2016 beim Coppenrath Verlag erschienen ist und von der Autorin Teri Terry geschrieben wurde. Das Buch ist sowohl als Hardcover sowie als E-Book erschienen und umfasst 400 Seiten bei einem Preis von 17,95€.


Quinn und Piper sind Zwillinge, doch sie sind sich noch nie begegnet. Erst als ihre Mutter bei einem tragischen Unfall stirbt, treffen sich die Schwestern auf der Beerdigung. Piper ist begeistert und fasziniert. Für sie ist Quinn der Schlüssel zu einem uralten Familiengeheimnis. Doch Quinn ist voller Misstrauen. Warum wurde sie ihr Leben lang von ihrer Schwester ferngehalten? Schlummert in ihr tatsächlich eine dunkle Seite, vor der sie ihre Mutter und Großmutter immer gewarnt haben? Ist sie eine Gefahr für Piper? Während Quinn ihre Vergangenheit hinter sich lassen will, vergräbt sich Piper immer tiefer in die Mythen und Prophezeiungen, die sich um ihre Familie ranken – und tritt damit ein Inferno los. Düster, fesselnd, magisch - Teri Terry schlägt alle in ihren Bann und erobert ein neues Genre: Psychothriller mit einer Prise Fantasy.


„Sie sind eingesperrt, starr.“ (Seite 7)

 

Teri Terry ist eine sehr begabte Autorin in meinen Augen. Bereits ihre „Gelöscht“-Trilogie konnte mich vollkommen überzeugen. Auch mit „Mind Games“ bewies die Autorin, dass sie in jedem Genre schreiben kann. Nun betritt die Autorin wieder ein neues Genre und ich bin gespannt was sie aus Mystik und Familiengeheimnis so alles zaubern kann. Ich erhoffe mir also auch dieses Mal wieder glaubwürdige Charaktere, einen gut durchdachten Plot und unvorhersehbare Wenden. Meine Erwartungen sind demnach dementsprechend hoch, aber ich bin guter Dinge, dass die Autorin sie auch dieses Mal wieder erfüllen kann.


Das Cover zeigt zweimal eine fast identische sehr hellhäutige Hälfte eines Mädchengesichts mit je einem blauen Auge und roten Lippen. Die Gesichter werden von ihren roten Haaren umspielt und bedecken somit auch den Rest des Covers. Eine Gesichtshälfte steht jedoch auf dem Kopf herum. Auffällig ist, dass jenes Gesicht, welches für uns ‚richtig herum‘ steht, sehr hell ist und man nur vereinzelt Sommersprossen sieht. Im Kontrast dazu ist das Gesicht welches ‚falsch herum‘ steht viel dunkler, hat Schatten um die Augen und an der Backe und auch die Stirn ist mehr von Sommersprossen gedeckt. Auch wenn es sich bei dem Mädchengesicht um eineiige Zwillinge handelt, so sind sie durch die Belichtung dennoch ein klein wenig unterschiedlich.


Wieder einmal muss man den Verlag für die schöne Innengestaltung loben, denn nicht nur das Äußere ist wieder sehr ansprechend, auch im Innenteil hat sich der Verlag wieder viel Mühe gegeben. So wurde nicht nur das Cover mit Anlehnung ans Original übernommen, sondern auch die Kapitelgestaltung. So findet sich am Anfang eines jeden Abschnitts jeweils der Name der Schwester, welche gerade ihre Sicht der Dinge beschreibt. Auch zwischen den Abschnitten weiß man immer welche Schwester gerade erzählt, denn dafür muss man nur an den oberen Buchrand schauen und auf das jeweilige P für Piper oder Q für Quinn achten. Eine sehr schöne und geschickte Lösung für den Perspektivwechsel. Der Schreibstil war auch dieses Mal sehr flüssig, eben genau so wie ich es von der „Gelöscht“-Trilogie und von „Mind Games“ gewohnt war.

Bevor ich auf den Inhalt des Buches eingehe möchte ich kurz den Titel „Book of Lies“ erwähnen, da dieses rote Büchlein in mehrerer Hinsicht eine wichtige Rolle spielt. Der Titel und das Cover sind daher fantastisch auf den Inhalt des Buches abgestimmt. Was es genau damit auf sich hat müsst ihr selbst herausfinden, aber das Thema Lügen wird in dem Buch durchaus öfters thematisiert und bringt einen selbst zum Nachdenken wie viele kleine sowie große Lügen wir uns und unseren Mitmenschen eigentlich den lieben langen Tag erzählen. Und vor allem: Aus welchem Grund? Sind wir uns bewusst, was selbst eine kleine Notlüge für großen Schaden anrichten kann und wenn ja, wie steht es dann um die richtig fetten Lügen? Wir alle haben schon unsere Erfahrungen mit Lügen gemacht, haben gelogen, wurden belogen und wir wissen um die zerstörerische Macht der Lüge. Doch kann die Wahrheit manchmal nicht genauso zerstörerisch sein?

Die Hauptcharaktere sind die siebzehnjährigen eineiigen Zwillinge Piper und Quinn, die bei der Geburt aufgrund eines düsteren Familiengeheimnisses voneinander getrennt wurden und dementsprechend jeweils eine bei der Mutter und eine bei der Großmutter aufwuchsen. Während sich die Geschwister durch die Beerdigung der gemeinsamen Mutter endlich näher kommen, so kommt auch der Leser den beiden Zwillingen immer näher. Die Geschwister kennen jeweils nur ihre eigenen Gedanken, aber der Leser hat die Gedanken beider Zwillinge vor Augen. Dies war einerseits sehr bewegend, da man immer die Entscheidungen nachvollziehen konnte, andererseits war es auch sehr verwirrend, da es unglaublich viele Wendungen gibt.

Als Leser fühlt man sich zwischen zwei Stühlen und kann phasenweise die eine oder andere besser leiden, fühlt mehr mit der einen mit oder macht die andere für etwas verantwortlich um später wieder alles über den Haufen zu werfen. Wenn man denkt man hätte jetzt alles durchschaut, dann irrt man sich. Ständig wird das Bild des jeweiligen Charakters ergänzt, umgeworfen und neu gestaltet. Will man Piper in der einen Sekunde noch schütteln, so will man sie in der anderen in den Arm nehmen. So erging es mir auch mit Quinn. Auch die Zwillinge untereinander entwickeln diese Hassliebe zueinander. Sie verbindet zwar das unsichtbare Zwillingsband, aber gleichzeitig vertrauen und misstrauen sie sich gegenseitig. Zwar muss ich sagen, dass mir Quinn im gesamten Buch über immer sympathischer war, aber auch ich habe an ihr gezweifelt. Jedoch hat sich Quinn, welche bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist, immer alles hart erkämpfen müssen während Piper immer alles hatte was sie wollte, alles bekommt was sie möchte und sich dessen auch bewusst ist. Auch bedient sich Piper sehr oft der ein oder anderen kleinen sowie großen Lüge und tut dies auch selbstverständlich, während Quinn anfangs nie lügt, da sie sonst immer von ihrer Großmutter bestraft wurde.

Die Nebencharaktere wie Zak, der Freund von Piper, die Großmutter und auch Ness, der Hund, waren sehr gut ausgearbeitet. Auch mit diesen hat man mitgefühlt und auch diese konnten mich überzeugen. Besonders den Charakter der Großmutter fand ich sehr interessant, da hinter ihr noch viel mehr steckt als man am Anfang glauben mag. Zuerst wirkte sie durch Quinns Erzählungen schrecklich, doch dann bekommt alles eine ganz andere Wende, die einen nochmal zum Überlegen bringen, auch wenn man manches dennoch nicht nachvollziehen kann. Aber auch Zak fand ich besonders. Er ist ein treuer Freund und wirklich herzensgut. So schlichtet er mehr als einmal einen aufkommenden Streit zwischen den Zwillingen, gibt ihnen Ruhe und Kraft, und immer die Möglichkeit sich Frust von der Seele zu reden.

Nach dem düsteren Beginn der Geschichte geht es auch schon gleich rasant weiter, allerdings verlief dich die Handlung dann immer mehr in Zwillingsrivalitäten anstatt mal auf das Familiengeheimnis zu kommen. So zog sich der Mittelteil etwas, bis die Geschichte am Ende wieder Fahrt aufnimmt. Allerdings wurden die gesamten Informationen dann erst ab Seite 200 gegeben und dies gefühlt auf jeder Seite. Hätte die Autorin verstreut immer wieder ein paar Informationen vorab eingefügt, dann wäre der Mittelteil nicht so ‚leer‘. Wie ich jedoch bereits oben schon angesprochen habe gibt es in diesem Buch unglaublich viele unvorhergesehene Wenden die nochmal alles auf den Kopf stellen. Es wird immer mythischer und fantastischer, sodass man das Gefühl von einem ‚Genrewechsel‘ hat. Ganz besonders das Ende war überraschend, da man bereits denkt man wüsste alles und dann kommt im Epilog nochmal etwas womit man so gar nicht gerechnet hätte. Ich glaube kaum, dass irgendjemand damit gerechnet hat/ rechnen wird. Besonders gelungen fand ich die Verflechtungen von alten Volkssagen rund um die Region Dartmoor in England, die auch im Buch eine wichtige Rolle spielen. Diese mystischen Sagen existieren also wirklich und wenn man wie unsere liebe Piper ein paar Recherchen über das Internet anstellt, so wird man schnell fündig. Zumindest hat es mich an dieser Stelle im Buch in den Fingern gejuckt selbst nachzuschauen und siehe da: Teri Terry bedient sich alter Volkssagen und baut diese geschickt in ihr Buch ein. Aber Finger weg! Erst das Buch lesen, dann anfangen zu schauen, sonst nehmt ihr euch den gewünschten Effekt. Alles in Allem war „Book of Lies“ zwar immer noch ein sehr gutes Buch, aber es kam für mich einfach nicht an die „Gelöscht“-Trilogie ran, auch wenn ich Bücher mit Fantasy doch sehr mag, hier kamen die Enthüllungen einfach zu spät.


Teri Terry beweist, dass sie in jedem Genre schreiben kann! In diesem Buch der Lügen geht es nicht nur um Lügen, sondern auch um alle Schattierungen dazwischen, um die Zwillinge Piper und Quinn und um deren Beziehung zueinander. Nachdem wir lange auf das Familiengeheimnis warten mussten, so konnte es mich am Ende wirklich begeistern und obwohl mich doch viele Wendungen zwischendurch auf die falsche Fährte lockten, so wussten auch die Charaktere meist nicht mehr. Ich vergebe 4,5 Cookies für ein fast perfektes Buch, da und die Autorin zwischendurch zu sehr im Dunkeln lässt. „Book of Lies“ kommt zwar nicht an ihre anderen Bücher ran, aber sie sind immer noch sehr lohnenswert zu lesen.


Ich möchte mich ganz herzlich beim Coppenrath Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken!

1 Kommentar:

  1. Hallo Conny,

    ich habe das Buch Anfang Juli ebenfalls gelesen und kann deine Rezi nur unterschreiben. Mir ging es beim Lesen genauso.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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