Freitag, 22. Mai 2020

[Kaffeeklatsch] Das doofe Wort mit "C" raubt mir meine Zeit

Huhu ihr Lieben,


https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFFkVyYRuNur29ZWBjiorFqxqv1Dg2gODU-FI7O7KfMZQSYUCBMXw4UF9XX9d6nlWXAGW1TuNdc8uIWZovs44bf1KVUox-Zacek0Y2FQBVrbgzCRVBrDopXxS0e1WixdAjHirIRJTUs7s/s1600/Kaffeeklatsch.pnglaaaaange, sehr lange habt ihr nichts mehr von mir gehört. Das lag nun vor allem daran, dass mittlerweile die gesamte Welt von dem doofen Wort mit "C" heimgesucht wurde und sich alles verändert hat. Es gibt kaum noch so etwas wie "Normalität" und das hätte ich Anfang des Jahres nun wirklich nicht gedacht.

Seitdem ich im Juli 2019 meine Ausbildung abgeschlossen und nun seit August 2019 offiziell staatlich anerkannte Erzieherin bin, hat sich einiges geändert. Ich habe die Gruppenleitung über meine Gruppe übernommen, bin Sicherheits- sowie Brandschutzbeauftragte und wollte dieses Jahr mit dem Anleiterschein beginnen, um Praktikanten auszubilden. Im Klartext: Viel Verantwortung, die ich gerne trage, die aber eben auch ein hoher Zeitaufwand ist.

Inzwischen kann ich über den "hohen Zeitaufwand" vor Corona nur noch lachen. Ich wünschte ich könnte meinem Vergangenheits-Ich schonend sagen, dass noch vieeeeeeel mehr Zeitaufwand sowie Verantwortung hinzukommen würde. Mehr Verantwortung = Mehr zu tun.

Ich kann nur berichten wie es hier in Rheinland-Pfalz für uns Erzieher ist, doch seitdem wir unsere Kita schließen mussten und nur noch Notbetreuung anbieten konnten, hat sich wirklich alles verändert. Seit dem 16.03.2020 ist nichts mehr wie vorher. An diesem Tag hatten wir, damit meine ich alle Erzieher, alle Angestellten der Kita und der Träger, eine Krisensitzung in der Kita. Da stellten wir fest, dass 50% unserer Erzieher nicht mehr am Kind arbeiten durften aufgrund von Vorerkrankungen - Risikogruppe ab 50 nicht mit einberechnet. Ein Schock!

Am Anfang ging es dann noch. Wenige Kinder, wir konnten sehr viel aufarbeiten. Die Erzieher im Home Office haben Liegengebliebenes erledigt. Dann kamen mehr Anfragen, die Notbetreuung wurde erweitert, das Land RLP hat sehr oft die Bedingungen gelockert. Jede Woche habe ich mich durch neue Gesetze, Corona-Bekämpfungsverordnungen und die offiziellen Seiten gekämpft und gewühlt. Während ich also hin und her gesprungen bin zwischen meinen Verantwortungen, die ich bereits hatte, zwischen der Notbetreuung und der Zuarbeit für die Leitung, habe ich festgestellt: Ich vermisse meinen "alten Job". Denn weder die Büroarbeit noch der anstrengende Notkinderdienst ist ansatzweise das, was "normalerweise" so gemacht wird. Ich wurde so müde. Soooo müde. Ich bin abends teilweise um 20 oder 21 Uhr ins Bett und habe nur geschlafen. Mit Posts schreiben und bloggen war da nicht viel.

Schlussendlich sind wir nun so weit, dass wir ab Juni in den "eingeschränkten Regelbetrieb" gehen sollen. So ziemlich jeder hat plötzlich wieder Anspruch auf die Notbetreuung, sei es nur stunden- oder tageweise. Die Anfragen explodierten! Wie genau wir die von der Regierung versprochenen Vorgaben halten sollen ist mir noch ein Rätsel. Unser Träger, die Leitung und wir Erzieher, wir werden uns schon irgendein Konzept aus dem Hut zaubern - hoffe ich. Wir regeln das schon für RLP. Denn das ist es, was wir täglich tun. Wir versuchen die absurden Vorstellungen umzusetzen, die teilweise unausgereiften Verordnungen umzusetzen, die "Empfehlungen der Hygienemaßnahmen" umzusetzen, wo doch jeder weiß, dass ein Kind nie im Leben 1,5m Abstand hält. Überall schreiben sie, dass die Gesundheit der Erzieher ja auch wichtig ist, aber sie sollen doch bitte alle Kinder wieder in der Einrichtung betreuen, ja?

Absurd. Mehr fällt mir dazu im Augenblick nicht ein. Es ist ein Spagat, den wir gerade bewerkstelligen und noch geht es, noch haben wir genug Notfallplätze, noch sind alle gesund, noch können wir die Vorgaben irgendwie verwirklichen, noch arbeiten wir und noch, aber wer weiß noch wie lange, ist der Stress irgendwie auszuhalten. Auch Eltern haben Stress - und wie! Existenzen stehen auf dem Spiel, Home Office und Kinderbetreuung muss unter einen Hut, es gibt weniger Geld durch evtl. Kündigungen/ Kurzarbeit/ etc. und vor allem leiden ja auch die Kinder darunter.

Wir geben weiterhin unser Bestes, verschicken die wöchentliche Eltern-Kinder-Post, rufen bei ihnen Zuhause an und plaudern ein wenig, reden mit Kindern über den Zaun hinweg, schreiben und antworten auf E-Mails, telefonieren mit überforderten Eltern/ Ämtern/ Fachberatungen und anderen Menschen, planen täglich oder sogar stündlich neu, bearbeiten 2-3 Mal pro Woche alle Unterlagen da sich 2-3 Mal pro Woche die Verordnungen ändern und versuchen zwischendurch nicht ganz verrückt zu werden :D.

Irgendwas Gutes muss das Ganze ja haben. Das denke ich mir zumindest. Ich versuche mir nämlich aus allem was passiert, möge es auch noch so besch****n sein, etwas Gutes herauszuziehen. Hier folgt das Gute, was ich bereits erkennen konnte und ich hoffe, ihr könnt euch davon eine Hand voll mitnehmen:
  • Die Natur kann aufatmen. Sie bekommt eine Pause. Es gibt weniger Umweltverschmutzung. Kinder können zum ersten Mal in ihrem Leben einen blauen Himmel sehen oder frische Luft einatmen.
  • Eltern bekommen eine neue Beziehung zu ihren Kindern. Häufig haben wir, neben all den verzweifelten Anrufen, auch die Rückmeldung bekommen, dass Eltern neue Bande zu ihren Kindern knüpfen und sie diese intensive Zeit mit den Kindern Zuhause genießen.
  • Unser Beruf erfährt wieder mehr Wertschätzung. Er ist "systemrelevant". Die Eltern sehen, was wir alles leisten und auch die Regierung sieht das hoffentlich. Dies führt hoffentlich dazu, dass wir nicht mehr als die "Basteltanten", die "Kaffeetrinker" und die "Kindergärtner" gesehen werden. Nein, wir sind Pädagogen! An einem Bild verdeutlicht ist dies ein kleiner Einblick in unsere Arbeit:
  • Quelle: Renate Alf
  • Manche Menschen begreifen jetzt erst wirklich, was für ein unfassbares Glück sie haben hier in Deutschland leben zu dürfen. Das sie genügend frisches Wasser, genug zu Essen, ein Dach über dem Kopf, Wärme im Winter und Kühle im Sommer, medizinische Versorgung, und und und haben. Alles, was eben "selbstverständlich" erscheint. Sie werden hoffentlich ehrfürchtiger und dankbarer.
Und da das hier ein Buchblog ist, habe ich endlich auch mal wieder ein paar Beiträge geplant, die dann in den nächsten Tagen und Wochen online kommen werden :).

Macht es gut, bleibt gesund (!), achtet auf euch und eure Mitmenschen und passt auf euch auf.
Eure Conny ♥

1 Kommentar:

  1. Hallo Conny,
    es freut mich zu lesen, dass es dir - trotz den Stress - dennoch gut geht. Aber das dir der Stress auf die Substanz geht, das glaube ich dir.
    Ich arbeite auch in einer Firma die systemrelevant ist (Abfallunternehmen), aber ich selbst bin es eigentlich nicht. Ob nun jetzt oder in 2 Monaten etwas umgebaut wird, ist aktuell echt nicht so wichtig.
    Die letzten Wochen war ich im Home Office und jetzt pendle ich zwischen Home Office und Büro hin und her.
    Aber hej - bei uns herrscht ab Juni Normalbetrieb im Büro. Denn dann ist Corona durch die Luftsättigung in der Luft ja scheinbar nicht mehr ansteckend...ähm. Moment?! Aber so lautet die aktuelle Anordnung. Da bin ich echt froh, dass ich bloß ein kleiner Fisch bin, der bloß das tun muss, was die oberen ausgeschnapst haben.
    Tja...ich hab nicht einmal ansatzweise so viel Stress wie du. Echt beeindruckend, dass du das alles so händelt!
    Ich hoffe, du verlierst durch C. nicht die Freude an deinen Job und hoffe, dass du und deine liebsten Gesund bleibst!
    Ihr seid Pädagogen und jetzt haben es hoffentlich auch die letzten verstanden! Hoffentlich konnten jetzt viele Vorurteile aus dem Weg geschafft werden! Hoffen kann man ja noch!
    Die Zeit ist gerade echt doof, aber anstatt alles schwarz zu sehen soll man sich auf das Positive konzentrieren, da hast du voll recht!

    Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für die nächste Zeit und bleib Gesund!
    Alles Liebe,
    Tina

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