Eigentlich wollte Sam Frank schreiben. Und eigentlich wollte Alice Sam nur sagen, dass sie nicht Frank ist. Doch dann kamen die Häkelenten dazwischen. Diejenigen, die auf dem Klopapier von Sams Oma saßen. Und die Silvesternacht, in der Sam nicht ganz lesbare Neujahrsgrüße verschickte. An Alice. Die zurückschrieb. Und Sam, der antwortete. Bis sie beide nicht mehr aufhören konnten…
„17:21 Uhr, Sam-Frank: Frank? Hast du das verdammte Geschenk?“ (Position 21)
Ein Chat-Roman? Wie viele Romane gibt es schon, die auf diese Weise
geschrieben wurden? Richtig: Nicht sehr viele. Als ich diesen Impress
Titel also in der Vorschau entdeckte war mein Interesse gleich vorhanden
und als ich die Leseprobe las, erwartete ich mir eine humorvolle kleine
Liebesgeschichte.
Ich finde das Cover echt schön. Es zeigt verschwommen im Hintergrund ein sich küssende Pärchen. Der Junge streckt sein Smartphone über die Beiden, um ein Bild von ihnen zu machen. Ich mag es sehr, dass das Cover viele Aspekte des Romans vereint. Zum einen: Das Handy, denn darüber werden viele Nachrichten vertauscht. Dann noch die Mütze des Jungen und der Titel ist in einer Chatform gestaltet. Lediglich die Häkelente fehlt auf dem Cover.
Zuerst einmal möchte ich das Format des Ebooks ansprechen. Es handelt sich dabei, wie der Titel schon erwähnt, um einen Chat-Roman. Die Dialoge finden also ausschließlich über ausgetauchte Nachrichten statt, die, gut ersichtlich was von wem geschrieben wurde, voneinander abgetrennt sind.
Ich muss sagen, dass die Art des Romans und seine Schreibweise dazu beigetragen haben, dass ich das Buch in sehr kurzer Zeit sehr schnell ausgelesen hatte. Man merkte gar nicht wie die Seiten dahinflogen und schon war man am Ende.
Die Idee, dass aus einer kurzen, falsch adressierten Nachricht eine Freundschaft (oder auch mehr) entstehen kann, finde ich absolut faszinierend, aber ist an sich ja nichts Neues. Der Anfang erinnert mich ein wenig an Daniel Kehlmanns "Gut gegen Nordwind", was mir damals auch sehr gut gefallen hatte. Dennoch ist die Geschichte an sich eine ganz Andere und dazu noch viel liebevoller gestaltet.
Die Charaktere sprachen mich extrem schnell an und bahnten sich in ebendieser Geschwindigkeit einen unglaublich einfachen Weg in mein Herz, so schnell konnte ich nicht mal lesen da hatten sie mich schon eingenommen!
Alice ist eine Tänzerin, durch und durch realistisch beschrieben und sprüht geradezu vor Energie. Sie hat aber nicht nur eine lebhafte Art, sondern auch Sinn für Humor. Ihre Freunde sind wie eine Art Familienersatz für sie, da sie mit ihren Eltern ein eher schwieriges Verhältnis hat.
Sam ist einfach Sam, durch und durch :). Man kann ihn nur schwer in Worte fassen, denn man muss ihn einfach erlebt haben. Mit seiner freundlichen, aber auch teils liebevollen Art ist er definitiv kein Bad Boy, was zur Abwechslung eine Wohltat ist. Trotzdem hat er seinen Dickschädel, welchen er gerne und oft benutz. Außerdem hat Sam da noch ein kleines, großes Problem. Dieses Geheimnis vertraut er Alice an und ich möchte es euch nicht vorweg nehmen, da es seinen besonderen Charme erst total unerwartet entfalten kann.
Beide haben eine sehr humorvolle Art und wirken auf mich einfach real. Sie teilen Sorgen, Kummer, Freude und Gefühle miteinander und wirken dabei wie echt. Auch die Zukunftsängste sind sehr gut dargestellt und die Komponente mit Sams Geheimnis war unerwartet, aber ich finde sie sehr einzigartig. Ich mag das Thema sehr gerne, es hat mich sehr beschäftigt und ist wirklich erfrischend, da noch so unverbraucht. Nicht viele Autoren wagen solche einen Schritt, weil sie Angst vor unkorrekten Darstellungen haben, aber diese Angst war hier absolut unbegründet :).
Was so ungewollt lustig mit einem „Neujahrsgrüß“ beginnt wird schon bald so viel mehr. Mehr noch, als die Beiden jemals dachten. Mehr noch, als die Beiden jemals wollten? Die Geschichte beschreibt nicht nur das Leben an sich, sondern auch ganz alltägliche Dinge sowie die ganz kleinen, aber auch die ganz großen Katastrophen. Das Leben als Teenager ist nun mal kein Leichtes und erst Recht nicht, wenn man Sam oder Alice ist. Sie schlittern mehr schlecht als Recht durch ihre ganzen Katastrophen, halten zusammen, verletzten sich gegenseitig, lachen, weinen, verfluchen sich gegenseitig, schicken sich gegenseitig dahin wo der Pfeffer wächst und können dann doch nicht ohne einander. Gegen Ende hin spitzen sich die Dinge immer mehr zu und schnell wird klar: Es wird kein leichter Weg für die Beiden, aber das Ergebnis könnte sich durchaus sehen lassen. Aber ob die Beiden das genauso sehen?
Die letzten Kapitel sind sehr vollgepackt, fast schon zu voll. Das ist auch mein (fast) einziger Kritikpunkt: Am Ende bekommt man das Gefühl, als wollten die Autorinnen einfach noch so viel erzählen wie nur möglich ist. Dadurch kommt es aber dazu, dass die Charaktere von einem Chaos ins Nächste schlittern, sie nie zur Ruhe kommen und praktisch immer gefordert werden. Da passiert einfach zu viel auf einmal, man weiß gar nicht wohin mit seinen Gedanken.
Dennoch ist das Ende einfach was fürs Herz, auch wenn meine romantische Seite noch mehr gefordert hat. WO ist bitte schön der Epilog für meine romantische Seite? Ganz ehrlich, der fehlt mir hier extrem. Das Buch an sich war so wundervoll und auch das Ende ist natürlich nicht schlecht, aber ich hätte mir dann doch noch so einen ganz kleinen Zukunfts-Ausschnitt erwartet, immerhin ist es unklar, ob es eine Fortsetzung geben wird oder nicht, da hätte man doch ein paar Zukunfts-Details verraten können.
Wenn ihr eine humorvolle Liebesgeschichte sucht, die durch Höhen und Tiefen und so manches Drama geht, dann seid ihr hier genau richtig. Ein Kauf lohnt sich definitiv. Es ist eine Geschichte fürs Herz, die nicht nur mit einer unerwarteten Komponente aufwarten kann, sondern auch mit großartigen Charakteren! Ich vergebe 4 Cookies für die süße Häkelenten-Geschichte und HOFFE sehr auf eine Fortsetzung! Beim Ende fängt es nämlich eigentlich gerade erst an… ;).
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