Montag, 23. Februar 2015

[Rez(ept)ension] "Seth. Als die Sterne fielen" von Christine Millman

Es handelt sich um einen Einzelband, welcher von der Autorin Christine Millman geschrieben wurde und am 05.02.2015 im Impress Verlag erschien. Das E-Book gibt es für 3,99€ bei einer Seitenanzahl von 348 Seiten.

Noch 336 Stunden, dann wird der Asteroid Seth die Erde erreichen. Während die Regierung die Gefahr zu verschleiern versucht, findet die achtzehnjährige Mariam heraus, was den Menschen tatsächlich bevorsteht. Die Verwüstung ihres Planeten. Dennoch gehört ausgerechnet Mariam zu den wenigen Auserwählten, die auf eine Rettung zählen können. Trotz oder vielleicht gerade wegen der drohenden Katastrophe, wagt sie es endlich auf Chris zuzugehen, den Jungen, in den sie schon so lange verliebt ist. Aber es bleibt nicht mehr viel Zeit…

„ ‚… trotz seiner Größe wird ein Einschlag als unwahrscheinlich angesehen.‘ “ (Position 16)


 
Ich erwarte mir vom Buch eine gewisse Endzeitatmosphäre, die durch den Einschlag von Seth ausgelöst wird. Ich bin gespannt wie die Autorin die Veränderungen der Umwelt beschreibt, vor allem die Veränderungen der Menschen und der Natur. Außerdem bin ich gespannt auf wie diese Rettung aussehen wird und ob die Liebe in solch einer Zeit eine Chance hat. Allerding sind wir hier bei Impress, deswegen erwarte ich nicht allzu gruseliges/ blutiges/ schreckliches.


Das Cover ist von der Farbgebung her sehr schön! Ich liebe den Blauton und die kleinen Lichtpunkte, welche wohl Sterne darstellen sollen. Nicht so schön: Ein Mädchen aufs Cover gepackt. Auch wenn sie sehr durchscheinend ist, was mich an einen Geist erinnert und die wildesten Spekulationen in mir auslöst, so sehr hätte ich mir doch irgendwie einen Asteroiden auf dem Cover gewünscht ;).


Zuerst einmal möchte ich sagen, dass das behandelte Thema dieses Buches sicher kein einfaches ist. Wenn ein Asteroid auf die Erde einschlägt, dann wäre von der Menschheit wohl nicht mehr viel übrig. Dementsprechend grausam würden die letzten Menschen ums Überleben kämpfen. Ich möchte vorwegschicken, dass dieses Buch nicht einfach zu lesen ist und Leser mit schwachen Nerven oder einer großen Vorstellungskraft vielleicht etwas zu sehr mitgenommen werden könnten. Die Geschichte spielt so nah an der Wirklichkeit, dass ich an manchen Stellen enorm zu kämpfen hatte. Die Altersempfehlung von 14 Jahren würde ich demnach auf 16 Jahre anheben.

Mariam ist achtzehn Jahre alt und für ihr Alter sehr zielstrebig. Sie lernt sehr viel für ihre guten Noten, was praktisch ihren Lebenssinn ausmacht. Noch während im Fernsehen der Asteroid angekündigt wird, schaltet sie auf stumm, um sich besser konzentrieren zu können. Doch als ihre Mutter ihr die schreckliche Wahrheit vom tatsächlichen Einschlag Seths auf der Erde erzählt, bricht für Mariam eine Welt zusammen, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie begreift, was sie alles im Leben verpasst hat, indem sie sich an ihre guten Noten klammerte. Aber sie begreift auch, was es für eine Last sein kann, wenn man einer der Überlebenden sein wird. Ihre Familie wird gerettet, doch nicht alle. Mariam denkt in diesem Augenblick vor allem an ihre Mitmenschen, was in dieser Situation nicht jeder getan hätte. Sie muss ihre über alles geliebte Oma zurücklassen und noch so viele andere Menschen- da verliert sie die Fassung. Außerdem ist da noch Chris, der sie um ein Date gebeten hat. Doch darf man sich im Angesicht des Untergangs verlieben? Wie viel Mut braucht man, um sich auf die Liebe einzulassen, wenn man doch weiß das was man zurücklassen muss?

Chris ist ein sympathischer Charakter, welchen man sofort ins Herz schließt. Er ist recht schüchtern und auch etwas unbeholfen, wenn es um den Umgang mit Mariam geht. In einer Anwandlung von Mut, fragt er sie ganz gerade heraus nach einem Date und ist erstaunt, als Mariam zusagt. Das erste Date verläuft dann so viel anders als erwartet, aber hier lernt man den wahren Chris kennen: Fürsorglich, ein guter Zuhörer und stark. Aus dem schüchternen Jungen entwickelt sich in den wenigen gemeinsamen Tagen ein kämpfender Mann, welcher seine Familie vor dem nahenden Untergang beschützen möchte, was mir mein Herz manchmal sehr schwer machte. Seine Reaktion auf die Wahrheit ist sehr authentisch. Man merkt, dass er vor allem seinen kleinen Bruder Luca sehr liebt, auch wenn er ihn manchmal als Nesthäkchen verspottet.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Mariam und Chris erzählt. Dadurch lässt sich vor allem die riesige Kluft zwischen reich und arm erahnen. Wer entscheidet welcher Mensch als rettungswürdig gilt und welcher nicht? Warum dürfen manche leben während andere zum Sterben zurückgelassen werden? Zudem wurde das Thema Sterbehilfe angesprochen, was ich einerseits sehr realistisch aber auch gleichzeitig schockierend fand. Ein sehr heikles Thema, aber in dieser Situation fast schon gerechtfertigt, jedenfalls besser, als zu verhungern.


Alles beginnt mit einem Vertuschungsversuch der Regierung. An jedem Kapitelanfang werden Auszüge aus den Nachrichten gezeigt, welche über den eventuell bevorstehenden Einschlag des Asteroiden Seth berichten. Diese sollen die Bevölkerung beschwichtigen und werfen den Leser mitten rein ins Geschehen. Denn obwohl in den Nachrichten davon gesprochen wird, dass er die Erde knapp verfehlen wird, ist dem nicht so. Diese Idee fand ich grandios, zeigen sie doch umso mehr, dass wir jeden Tag belogen werden könnten. Vielleicht steuert jetzt in dem Moment ein Asteroid auf unsere Erde zu und die Regierung würde es nicht mal erwähnen. Ein sehr bedrückendes Gefühl.
Wir erfahren, dass die Geschichte ein wenig in der Zukunft spielt, denn Plasmafernseher und Fernbedienungen sind veraltet und das Programm wechseln funktioniert über unsere Stimme. Dennoch sind das eher Kleinigkeiten, denn fliegende Autos gibt es nicht, was vermuten lässt, dass es eine nahe Zukunft ist.

Noch während ihren wenigen Tagen zusammen mit Chris macht sich langsam die aufsteigende Panik breit. Die Leute werden unruhig, ahnen etwas und so werden Hamsterkäufe getätigt, welche mich in dem Ausmaß erschrocken haben. Während sich die Lage immer mehr zuspitzt, das Militär immer präsenter wird und schlussendlich nicht einmal mehr dem eigenen Nachbarn getraut werden kann, macht sich ein beklemmendes Gefühl in einem breit. Wie lange dauert es, bis man in solch einer Extremsituation seine Menschlichkeit verliert? Ein Gedankenkarussell, welches so leicht nicht wieder zu bremsen ist und durch emotionale Szenen noch weiter angeheizt wird. Und schließlich ist der Tag bekommen: Mariam muss Chris zurück lassen. Gerade erst haben sie sich gefunden und schon droht der endgültige Abschluss. Die wenigen Tage zusammen waren schmerzhaft schön und beide hoffen, dass sie sich eines Tages wieder finden werden, dass sie es überleben werden. Die Liebe der Beiden greift tiefer, als ich das von den paar Tagen dachte, aber wenn man so wenig Zeit hat lebt man die Gefühle auch intensiver.

Auf die Geschehnisse nach der Trennung möchte ich hier nicht weiter eingehen, da sie zu sehr spoilern würden. Nur so viel: Nach dem Einschlag von Seth sind die Szenen sehr realistisch geschildert, fast schon ein wenig zu realistisch. Es geht ums nackte Überleben und die Menschlichkeit blieb sehr oft auf der Strecke. Nun heißt es nicht mehr reich oder arm, sondern stark und schwach. Die Veränderungen des Klimas haben mich nicht überrascht, dafür aber umso mehr, wie sich die Menschen gewandelt haben. Ich hatte meine Schwierigkeiten mit der Brutalität mancher Szenen und dem massenhaften Sterben. Es ist nicht damit getan sich in den Keller zu setzten und seine Nahrungsmittel aufzubrauchen, die Realität schaut anders aus. Es war erschreckend und fast schon emotionskalt von der Autorin. Gegen Ende nimmt die Spannung noch einmal ab, bevor sie dann punktuell wieder ansteigt. Das Ende als solches hat mir dann doch gefallen, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden war. Vor allem Chris macht eine starke Veränderung durch, während Mariam noch immer etwas naiv ist und so eine Entscheidung am Ende trifft, die ich absolut nicht in Ordnung fand. Es kommt einem so vor, als ob sie nichts aus dem Tod vieler Menschen gelernt hätte. Chris jedoch hat sich dafür umso mehr verändert, passt sich jeder Situation an und weiß sie zu bekämpfen, ist nun stärker als jemals zuvor und schützt die Menschen die er liebt um jeden Preis.
Das Ende lässt sehr viel Raum für eine Fortsetzung, die ich mir doch schon irgendwo wünschen würde. Viele Fragen bleiben ungeklärt und das Gedankenkarussell dreht sich stetig weiter.
Eine erschreckend realistische Darstellung vom Untergang der Menschheit, welche ich so beim Lesen des Klappentextes nicht erwartet hätte. Die Autorin weiß, wie sie die Szenen beschreiben muss, um die realistisch erscheinen zu lassen. Manchmal war es ein wenig zu viel an Brutalität, an Tod und Verderben. Die Altersempfehlung sollte demnach angehoben werden. Das Ende konnte mich versöhnlicher stimmen, auch wenn ich sehr auf eine Fortsetzung hoffe, da noch einige Fragen offen geblieben sind. Ich vergebe somit 3,5 Cookies mit der Hoffnung, dass auf der Erde niemals ein Asteroid einschlagen wird.

Ich möchte mich ganz herzlich beim Impress Verlag und der Autorin Christine Millman für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken.

2 Kommentare:

  1. Hallo Conny, :)
    wow, das klingt ja echt heftig. Aber irgendwie hast du mich mit deiner Schilderung neugierig gemacht. Wenn ein Buch so realistisch wirkt, kann das sehr erschreckend sein, aber ich finde, gerade das macht den Reiz einer guten Geschichte aus.^^ Ich werde mir das Buch auf jeden Fall mal näher ansehen. :)

    Liebe Grüße,
    Marina

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    1. Huhu ;)
      Es IST echt heftig gewesen, ja, aber natürlich soll die Rezi neugierig machen :D. Selbst wenn ich manches zu brutal fand, das kann dir oder jemand anderem schon wieder ganz anders sehen. Ich denke, damit hast du schon recht :). Tu das, es lohnt sich wirklich, aber nicht zu sehr über einen Einschlag nachdenken- sonst gibts schreckliche Träume :D!!! (Forschung: an mir)

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