LASS DIR DEIN HERZ BRECHEN
Ein Roman so gewaltig wie das Meer, so romantisch wie ein heimlicher Kuss und so mächtig wie ein Talisman. Seit Generationen verlässt kein Schiff den Hafen von Prince Island ohne einen Talisman der mächtigen Roe-Frauen. Avery ist die Jüngste und Letzte ihrer Linie. Nimmt sie ihr Erbe an, wird sie Macht über das Meer, den Sturm, das Glück und die Liebe haben. Doch sie weiß noch nicht, dass der Preis dafür ihr eigenes gebrochenes Herz sein wird. Verweigert sie sich ihrem Schicksal, muss sie sterben.
„Den Mühen meiner Mutter zum Trotz habe ich niemals den Tag vergessen, an dem meine Großmutter mir beibrachte, den Wind zu zähmen.“ (Seite 9)
Ich bin wirklich froh, dass der Sauerländer Verlag das Originalcover nicht übernommen hat. Ich persönlich finde die Wellen im Hintergrund wunderschön und absolut passend. Der Mädchenkopf wirkt für mich etwas abgehackt, aber die Haarverwehungen, welche den Eindruck von flatternden Haaren im Wind erwecken, sind äußerst gelungen. Das Meer und der Wind wirken real und greifbar. Insgesamt ein stimmiges Cover das Lust auf Meer/ mehr macht ;).
Den Einstieg ins Buch fand ich sehr gelungen, denn man wurde praktisch direkt an die Magie der Roe Frauen herangeführt und bekam so einen kleinen Magie-Einblick. Das hat mir echt gefallen und die Idee dahinter ist nicht schlecht. Im Laufe der Geschichte lernen wir hauptsächlich Avery kennen, welche die nächste Roe-Hexe werden will, doch von ihrer Mutter daran gehindert wurde, indem sie Avery von ihrer Großmutter isolierte. Avery versucht Kapitel über Kapitel den aussichtslosen Kampf zu gewinne und trifft schließlich auf Tane. Kann er ihr helfen? Ein Traum droht alles zu vernichten was Avery doch so sehr will. Die Kapitel fließen dahin, nichts Nennenswertes geschieht und am Ende passiert so viel auf einmal, aber das konnte das Buch für mich auch nicht mehr retten.
Avery war für mich ein sehr starkes Mädchen, wenn auch ein Mädchen und keine Frau. Sie kämpft 3/4 des Buches darum endlich ihr Erbe anzunehmen und eine Roe-Hexe zu werden. Aber meiner Meinung nach kämpft sie nicht hart genug, nicht verbissen genug, sondern nur aus Protest ihrer Mutter gegenüber. Als sie dann auf Tane stößt scheint er ihr Schlüssel zu sein, endlich Magie zu erfahren, aber was ist der Preis?
Die Mutter war mir, das Ende ausgenommen, sehr unsympathisch. Sie grenzt ihre Tochter von der Magie ab und nennt ihr ja nicht einmal einen richtigen Grund, sondern erwartet einfach, dass sie es schluckt. Dabei wartet sie wahrscheinlich bis ihre Mutter, Averys Großmutter und derzeitig herrschende Roe-Hexe, "endlich" stirbt.Ihre Mutter verweigert sich jedoch augenscheinlich der Magie, scheut sich aber nicht davor sie anzuwenden, um Avery von der Magie fernzuhalten. Sie würde Avery viel lieber in Kunstgalerien und hübschen Kleidern sehen. Die Mutter war für mich der widersprüchlichste Charakter im ganzen Buch.
Die Großmutter hat ihren ganz eigenen Charakter. Zu Anfang hielt ich sie für eine liebende Großmutter, welche ihre Enkeltochter behütet aufwachsen ließ. Im Laufe der Geschichte nahm die Großmutter für mich einen immer bitterer werdenden Beigeschmack an und schlussendlich war ich enttäuscht von diesem Charakter.
Und dann ist da noch Tane. Tane, der mysteriöse Tane, mit seiner fremden Magie aber auch irgendwie anziehend. Als er auftaucht, da erfährt nur sehr wenig über seine Vergangenheit, welche im Laufe des Buches aber noch eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Und auch seine Tattoos, in die Magie gewebt werden kann, sind nicht so unbedeutend wie zu Anfang gedacht.
Nun, was soll ich sagen? Stellenweise konnte mich das Buch richtig gut packen. Es gab so herzzerreißend schöne, packende und emotionale Stellen, welche mir die Tränen in die Augen trieben. Nur damit danach Kapitellange Stille herrschte. Man müsste doch meinen in einem Buch um Magie wäre die Magie überall anzutreffen, aber das Gegenteil ist der Fall. Die Magie wird zwar immer betont, aber in den wenigsten Szenen kommt sie zum Einsatz. Dabei hatte ich mir so viel Magie versprochen, so viel „gehext“. Dabei steht eigentlich die Liebesgeschichte im Vordergrund und nicht die Magie. Das hat mich sehr enttäuscht.
Eigentlich hatte mir das Buch noch ganz gut gefallen- bis diese eine Szene auftaucht. Diese eine Szene, als sie dann endlich zu ihrer Großmutter gelangt. Diese Szene hat für mich vieles kaputt gemacht und so musste ich das Buch erst Mal zur Seite legen. Und habe es liegen lassen, über 2 Wochen. So etwas geschieht mir bei einem Leserundenbuch sonst nie. Das lag einerseits an der explosionsartig vorhandenen Liebesgeschichte, einer verstörenden Szene zwischen Avery und ihrer Großmutter und an Averys Gedankengängen selbst. Ich möchte nicht zu viel vorweg nehmen, aber das Ende war fast ein totaler Reinfall, wo die Autorin gerade noch so die Kurve bekommen hat, damit es nicht unglaubhaft wird. Vor allem der Undank der Dorfbewohner war für mich absolut nicht nachvollziehbar.
Ich bin sehr froh, dass sie bei ihrem Un-Happy-End geblieben ist, denn das hat die düstere Geschichte konsequent abgerundet.
Noch einmal betonen möchte ich, dass in dem Buch eine Menge Tod vorkommt und ich so nicht damit gerechnet hätte. Junge Mädchen, welche das Buch wegen des schönen Covers und des Klappentextes sicher lesen wollen, werden das so nicht erwarten. Das fand ich ungemein schade und will es deswegen noch einmal explizit erwähnen.
Das Grundgerüst der Geschichte hat mir gut gefallen, auch die Idee war eine wirklich schöne. Jedoch mangelt es der Autorin ihre Idee mit einem starken Inhalt zu füllen, sodass ein starker Anfang und ein starkes Ende einem nichtssagenden Mittelteil entgegenstehen. Ich mochte es, wie die Autorin die Geschichte hat enden lassen, aber das konnte den Rest auch nicht mehr rausreißen. Vielleicht hatte ich einfach zu hohe Erwartungen an das Buch, aber ich muss sagen: Schöne Idee, schlechte Umsetzung. Ein Anfang und ein Ende das begeistert, eine Mitte die maßlos enttäuscht. Ich rate eigentlich von einem Kauf ab und vergebe 2,5 Cookies.
Ich möchte mich ganz herzlich bei Lovelybooks und dem Sauerländer Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken!
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