Dies ist ein Einzelband, welcher am 08.03.2018 beim Papierverzierer
Verlag erschienen ist und von der Autorin Marion Hübinger geschrieben
wurde. Das Buch ist bislang als E-Book bei einem Preis von 3,49€ und als
Taschenbuch bei einem Preis von 13,95€ erschienen und umfasst 320
Seiten.
Leylas Freund wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich mit ihr
zusammenzuziehen. Doch statt mit ihm gemeinsam Pläne zu schmieden, bucht
die junge Verlagsangestellte spontan eine längere Pilgertourvon München
nach Lindau, um der endgültigen Entscheidung aus dem Weg zu gehen. Ob
da das Schicksal seine Finger im Spiel hat, da sie am vierten Tag bei
einem harmlosen Spaziergang im Klosterpark in eine völlig fremde Welt
katapultiert wird? Eine Welt, in der sie von dem gut aussehenden Akim,
einem der letzten Angehörigen seines Volkes, gefunden wird. Für ihn ist
gleich klar, dass sie gerufen worden ist, um den Krieger der Lüfte,
einen riesigen mörderischen Adler, zu vernichten. Ihre folgenschweren
Entscheidungen beeinflussen allerdings nicht nur das Leben von Akims
Volk – sie betreffen auch ihr Leben, zumal sie mehr als nur einem Feind
gegenübersteht.
„Nichts hätte ihn darauf vorbereiten können.“ (Position 41)
Von der Autorin habe ich bislang zwei Bücher gelesen. Das eine Buch
konnte mich mit seinem dystopischen Setting genau abholen, das andere
Buch war ihr Debüt im Fantasygenre, welches mir leider nur mäßig
gefallen hat. Da ich aber inzwischen weiß, dass die Autorin einen riesigen
Sprung in der Schreibentwicklung zwischen diesen beiden Werken
hingelegt hat, erhoffe ich mir somit ein ebenso gutes Werk wie „Water
Love“ eines war. Bei dieser Autorin weiß man eben nie, was man genau
bekommt, aber eines ist absolut sicher: Die Charaktere sind etwas ganz
Besonderes. Meine Erwartungen an mein erstes Papierverzierer-Buch sind
demnach sehr hoch, aber ich kann fühlen, dass es mich nicht enttäuscht
wird.
Um das Cover herum, aber dennoch im Cover, befindet sich eine helle
Umrandung. Im oberen Drittel des Covers sieht man den Titel des Buches
mitsamt dem Namen der Autorin. Ein besonderer Blickfang stellt hierbei
der kleine Adler in derselben Farbe wie die der Schriftfarbe dar. Ganz
links unten befindet sich das Logo des Verlags. In der Mitte des Covers
befindet sich ein riesiger Adler, welcher seine Schwingen breit
gefächert hat. Dieser fliegt über einen See, welcher am steinernen Ufer
schaumig bricht. An diesem Ufer befindet sich die Silhouette einer
jungen Frau, welche wahrscheinlich die Protagonistin Leyla darstellen
soll. Im See befindet sich eine Insel, auf der man die Steinreste einer
zerfallenen Stadt erkennen kann. Um diese Ruine herum erheben sich
zahlreiche Vögel in die Luft. Im Hintergrund lässt sich zwischen Wolken
und Nebelschwaden ein gigantischer Berg erahnen, welcher zum Teil von
Schnee bedeckt ist. Ich finde das Cover großartig! Es sieht auf den
ersten Blick aus wie ein Gemälde. Eben so, als ob es von einem Künstler
mit Ölfarbe auf eine Leinwand gebannt worden wäre. Die Farbgebung
erinnert an eine untergehende Sonne und wirkt an einigen Stellen düster,
an anderen Stellen freundlich. Ich kann mich gar nicht satt genug an
diesem umwerfenden Cover sehen. Wer auch immer es erstellt hat, hat
wirklich gute Arbeit geleistet! Wenn ich mal Geld zu viel habe, wird es
in meinem Regal einziehen, denn nur für den Reader ist es mir viel zu
schön.
Das Buch beginnt gleich mit einer regelrechten Besonderheit, die ich so
auch noch nicht oft lesen durfte. Der
Prolog ist aus der Sicht des
männlichen Protagonisten Akim geschrieben, welcher nur in diesem
einzigen Kapitel zu Wort kommt. In welchem Buch findet man sowas? In ein
paar Büchern, richtig. Aber das war noch längst nicht alles. Ansonsten
ist das gesamte Buch nämlich aus der Sichtweise der weiblichen
Protagonistin Leyla geschrieben. Der
Schreibstil ist unglaublich
bildhaft, an einigen Stellen sehr humorvoll und mitreißend. Aber der
Clou ist, dass der Prolog schon ziemlich viel vom Ende des Buches
verrät, was mich im ersten Moment total schockiert hat, im zweiten
Moment mich aber unbedingt hat wissen lassen wollen, wie es dazu kam.
Immerhin werden die Leser von der Autorin hier bewusst auf die
fortgeschrittene Geschichte gespoilert. Entweder dem Leser gefällt sowas
also gar nicht und fühlt sich veräppelt oder er reagiert mit genau der
feurigen Neugierde, welche ich an den Tag gelegt habe, und stürzt sich
kopfüber ins Buch.
Dort traf ich dann auf die
Protagonistin Leyla. Leyla hat ein tolles Leben und in ihren jungen
Jahren so ziemlich alles erreicht was man sich nur wünschen kann. Sie
arbeitet in einem angesehenen Verlagshaus, ihr Job bereitet ihr große
Freude, sie hat einen wundervollen Freund, welcher ebenfalls im selben
Verlagshaus arbeitet und dessen Bild in einem Lexikon unter „perfekt“ zu
finden ist, einen ganzen Haufen Freunde und mit dem Klettern ein
außergewöhnliches Hobby für sich entdeckt. Eigentlich könnte sie nicht
glücklicher sein. Eigentlich – denn als ihr Freund mit ihr
zusammenziehen will bekommt Leyla kalte Füße, bucht sich eine
Pilgerreise und ist auf und davon. Ufff. Zuerst habe ich diese
Entscheidung gar nicht verstanden, denn Leyla und ich sind da wohl
grundverschiedene Typen. Es fiel mir schwer mich in ihre Denkweise
reinzuarbeiten, aber dennoch war sie mir sympathisch. Komischerweise
macht mir der Fakt, dass sie so ihre Macken hat, obwohl sie von außen
scheinbar perfekt wirkt, sie mir dann noch sympathischer. Wir alle
kennen diese scheinbar perfekten Menschen, die alles können, denen alles
gelingt und die ein perfektes Leben führen. Die Autorin spielt bewusst
damit, dass eben nicht immer alles so ist wie es scheint.
Nicht
mal die alte Linde im Klosterpark ist das, was sie vorgibt zu sein und
schon befindet sich Leyla mitten in einer
fremden Welt, welche ihr
vollkommen fremd ist. Während sie anfangs noch an ein Missverständnis
glaubt, so wird ihr beim herumirren im Wald klar, dass sie nicht so
leicht zurückkommt. Auf ihrer Suche nach nichts Bestimmten trifft sie
unerwartet auf
Akim, einem jungen Mann, welcher ihr schlussendlich hilft
und sie zu ihrem wahren Schicksal führt. Denn Leyla ist die Auserwählte
aus dem Land des gespaltenen Baums. Ihre Aufgabe ist es den Krieger der
Lüfte, den Adler Redla und seine Krähenarmee zu besiegen und Akims Volk
aus dessen Krallen zu befreien. Leyla ist heillos überfordert. Kann sie
es wirklich schaffen ein ganzes Volk vor einem riesigen, bösartigen
Adler zu bewahren? Findet es heraus!
Leyla und Akim
entwickeln im Laufe des Geschehens
zärtliche Gefühle füreinander. Das
besondere an dieser Liebesgeschichte ist, dass die beiden zwei
vollkommen verschiedene Welten trennen. Diese zarten Bande beruhen
alleine auf Gesten, auf Berührungen, auf Mimik und auf de Körpersprache,
denn die beiden können nicht wirklich miteinander kommunizieren. Leyla
und Akim trennt eine vollkommen verschiedene Sprache. Die Autorin hat
sich nämlich eine
eigene Sprache für ihr Buch ausgedacht und zwar die
Sprache von Akims Volk. Diese ähnelt in manchen Punkten unserer ein
wenig und manche Worte lassen sich mit purer Willenskraft oder aus dem
Kontext übersetzen, allerdings ist es für Leyla nochmal schwerer diese
zu verstehen, da dem Leser manchmal Übersetzungen geliefert werden, ihr
aber nicht.
Am Ende des Buches stehen nochmal alle Sätze der fremden
Sprache, welche im Buch gefallen sind, mit
Übersetzung, sodass man beim
Lesen des gedruckten Exemplars ganz bequem hin und her springen kann.
Für Leyla und Akim ist es also sehr schwer sich miteinander zu
verständigen und das, obwohl sie auf ihrer gemeinsamen Reise durchaus
auf einige Worte angewiesen wären. Es ist erstaunlich, wie gut es
dennoch zwischen den beiden funktioniert. Die
Kommunikationsschwierigkeiten werden durch Gesten, Blicke, Berührungen
und auch einigen heißen Szenen überbrückt. Zwischenzeit habe ich über
Leyla aber schon mal die Augen gerollt, denn sie hat einen
Freund zu
Hause? So ganz möchte sie aber weder den einen noch den anderen jungen
Mann aufgeben. Das vermittelt mir irgendwie einen falschen Wert und da
hätte ich mir von Leyla mehr eine klare Stellungnahme gewünscht.
Es
läuft am Ende alles auf den
Kampf gegen Redla und somit auf das Finale
hinaus, welches ich als sehr spannend empfunden habe. Leyla ist in
diesem Moment keinesfalls die todesmutige, strahlende Heldin, welche man
sich so vorstellt. Sie hat ihre Zweifel, hält sich für schwach und ist
sich unsicher, aber, und das ist das Wichtigste, sie gibt nicht auf.
Leyla kämpft nicht nur für sich, sondern auch für Akim und für die
Freiheit seines Volkes. Ich war so gespannt, ob Leyla ihre Aufgabe
meistern würde und ob sie Redla besiegen kann und habe mit ihr
mitgezittert. An einigen Stellen habe ich mich gar nicht getraut sofort
weiterzulesen, musste den E-Book-Reader immer mal wieder zur Seite legen
und tief durchatmen, bevor ich weiterlesen konnte. Wie es ausgeht,
erfahrt ihr, wenn ihr das Buch lest ;). Aber glaubt mir, ich war vom
Ende echt
schockiert! Es ist so ganz anders, als ich es mir vorgestellt
habe und ich musste auch ein paar Tränchen vergießen. Das Ende ist in
sich abgeschlossen, aber ich bin dennoch nicht ganz zufrieden. Ich
wünschte, es würde sich bei dem Buch nicht um einen Einzelband handeln,
sondern ein Folgeband meine ganzen
ungeklärten Fragen lösen, denn davon
gibt es noch einige! Vielleicht erhört uns die Autorin ja und wir
bekommen das Ende, welche wir uns alle für die Protagonisten wünschen.
Ich
habe aber dennoch ein wenig
Kritik. Mein erster großer Kritikpunkt ist
der
Epilog. Ich möchte euch nicht spoilern, aber ich habe ihn als
unpassend und nicht durchdacht genug empfunden. Es fühlte sich irgendwie
unfertig an und so, als ob Leyla noch immer nicht ganz glücklich in
ihrem Leben wäre. Dabei wünsche ich ihr das doch so sehr! Der zweite,
etwas kleinere Kritikpunkt, ist das
fehlende Hintergrundwissen rund um
den Adler Redla. Zwar wurde kurz angeschnitten woher er kam und was sein
Zweck ist, aber leider viel zu wenig und für mich nicht tief genug.
Denn immerhin dreht und wendet sich Leylas gesamtes Abenteuer, ihre
Mission und ihr Leben darum, den Adler zu besiegen. Es ist wirklich
schade, dass wir daher so wenig Informationen rund um dieses Tier
erhalten.
Wer eine einzigartige Geschichte mit einer zarten Liebesgeschichte
sucht, welche nicht nur auf großen Worten, sondern auf kleinen Gesten
und Zuneigungsbekundungen beruht, der wird hier fündig werden. Taucht
ein in eine fremde Welt rund um Akims Volk und verfolgt zusammen mit
Leyla ihre große Aufgabe als Auserwählte. Ich habe dem Finale sehr
entgegengefiebert und es konnte mich auch vollkommen mitreißen. Alleine
der Epilog hat mich dann doch etwas unzufrieden zurückgelassen, weswegen
ich dem Buch
4,5 Cookies gebe. Ich hoffe ein klitzekleines – nagut, ein
großes Bisschen auf eine Fortsetzung, wäre aber auch mit diesem Ende
einigermaßen zufrieden.
Ich möchte mich recht herzlich beim Papierverzierer Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken.