Donnerstag, 7. Februar 2019

[Rez(ept)ension] "The Belles 01- Schönheit regiert" von Dhonielle Clayton


Dies ist der erste Band einer bisher als Dilogie geplanten Reihe, welcher am 11.02.2019 beim Thienemann-Esslinger Verlag erschienen ist und von der Autorin Dhonielle Clayton geschrieben wurde. Das Buch ist bislang als Hardcover und E-Book erschienen und umfasst beim Hardcover 512 Seiten bei einem Preis von 19,00€. Ich möchte mich recht herzlich beim Thienemann-Esslinger Verlag und der Netzwerk Agentur Bookmark für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken.


Glitzernd, glanzvoll, grausam – willkommen in der Welt der Belles!
Die Welt von Orléans wird von Hässlichkeit bestimmt, und nur die Belles können den Menschen Schönheit verleihen. Camelia ist eine Belle – schön, begehrt, mit magischen Fähigkeiten. Am Königshof will sie allen zeigen, dass sie die Beste ist. Doch hinter den schillernden Palastmauern lauern dunkle Geheimnisse. Camelia erkennt, dass ihre Fähigkeiten viel stärker und gefährlicher sind, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie sind eine Waffe, die sich andere zunutze machen wollen. Daher muss sie sich entscheiden: Soll sie die Tradition der Belles bewahren oder ihr eigenes Leben riskieren, um ihre Welt für immer zu verändern? Das Schicksal der Belles und von Orléans liegt mit einem Mal in ihren Händen …


„Wir alle sind heute sechzehn geworden.“ (Seite 11)

 

Ich habe das Buch schon auf Englisch verfolgt und bin richtig glücklich, dass es übersetzt wurde und so eine schöne Gestaltung bekommen hat! Die Grundidee des Buches hat mich gleich fasziniert: Eine Welt, eingeteilt in Menschen, die schön und hässlich sind und nur die Belles können ihnen Schönheit verleihen. Na, wenn ich da aber mal nicht eine Parallele zum ganzen Beauty-Wahn ziehen kann, dann weiß ich auch nicht. Ich erwarte vom Buch Magie, Oberflächlichkeiten, unerwartete Wendungen und eine Camelia, deren ganze Welt auf den Kopf gestellt wird. Der letzte Satz des Klappentextes klingt zumindest sehr dramatisch und ich bin gespannt in welche Richtung das Buch geht.


Das Cover ist ein optisches Highlight, bestehend aus einer bedruckten, durchsichtigen Folie, welche zusammen mit dem Motiv auf dem Buch ein blühendes Traumkleid entstehen lässt. Nimmt man die Folie ab ist das Buch immer noch schön, denn so sieht man die Wurzelranken, welche unter dem Blumenkleid liegen. Das Motiv des Buches ergibt mit Folie und Druck auf dem Buch ein Mädchen, welches man von hinten sieht und die Hände in die Hüften ihres Kleides stemmt. Das Kleid besteht aus blühenden Blumen und grünen Blättern. Ich liebe es! Das Cover ist eines meiner optischen Highlights in diesem Jahr. Ich hoffe, dass das Cover vom nächsten Band mindestens genauso schön ist und die Teile im Regal richtig schön zusammenpassen.


Zuallererst muss ich auf die wunderschöne Aufmachung des Buches eingehen. Die Karte, welche ganz vorne und hinten im Buch abgedruckt wurde. Die Karte ist eine Zeichnung des Königreichs Orléans mitsamt seinen ganzen Inseln. Zu Beginn jeden Kapitels ist die gleiche Blume wie auf dem Cover abgebildet. Mit den Schriften wird gespielt, wenn Nachrichten per Postballon kursiv gedruckt sind oder Schlagzeilen aus Zeitungen in einer anderen Schriftart gedruckt wurden.

Der Schreibstil konnte mich gleich von Anfang an abholen. Er ist nicht so „gewöhnlich“, wie bei der Masse anderer Bücher, sondern ziemlich gehoben, fast poetisch. Ich würde ihn auch als blumig bezeichnen, ohne hier ein extra Wortspiel machen zu wollen. Die vielen französischen Begriffe, die einfließen und dennoch jeder verstehen kann, haben mir sehr gut gefallen. Von der ersten Seite hat er mich an die Seiten gefesselt und so hatte ich das Buch in wenigen Tagen ausgelesen.

In Orléans gibt es die Grauen und die Belles, welche göttlicher Abstammung sind. Die Geschichte der Abstammung der Belles und der Ursprung für die Hässlichkeit der Menschen empfand ich als gut durchdacht. Grob zusammengefasst haben sich der Gott des Himmels und die Göttin der Schönheit ineinander verliebt und daraus entstanden die Menschen. Doch der Gott des Himmels wurde eifersüchtig auf die Menschen und verfluchte sie zur Hässlichkeit: Graue Haut, rote Augen und stumpfes Haar. Die Gris waren geboren. Der Himmel schuf die Belles als Antwort darauf. Sehr kreative Geschichte, doch ob diese auch der Wahrheit entspricht lasse ich jetzt einmal offen. Mit diesem Wissen wächst Camelia, als eine von sechs Belles ihrer Generation, sehr behütet auf. Zusammen mit ihren „Schwestern“ erlernt sie alles, was man als Belle können muss, von der strengen Du Bary. Besonders ihre Arcanas, die Quelle ihrer „Magie“, und die Schönheitsgesetze sind Du Bary sehr wichtig.

Mit der Freundschaft zwischen Camelia und ihrer Schwester Ambra bin ich nicht so warm geworden. Zwar haben die beiden immer wieder Freundschaft beteuert und in den Erinnerungen von Camelia wurde diese auch so dargestellt, jedoch habe ich es mehr als Wettstreit wahrgenommen, was es ja auch ist. Die Schwestern kämpfen untereinander um den Titel der Favoritin. Nur eine kann Germanys next – Moment. Das war was anderes! Aber so ein wenig habe ich es schon empfunden, denn nur die Favoritin darf im Palast dienen. Da kam mir die Freundschaft zu ihren anderen Schwestern doch sehr viel näher. Am Tag ihres sechzehnten Geburtstags müssen die Schwestern ihre Fähigkeiten vor dem gesamten Königreich präsentieren. An diesem Tag steigt der Leser in die Geschichte ein und erfährt aus der Perspektive von Camelia, wie es ihr fortan ergeht.

Camelia war mir gleich von Beginn an sympathisch. Sie ist ehrgeizig sowie fast schon krankhaft perfektionistisch und dennoch liebenswert, originell, zielstrebig, aber anfangs doch sehr naiv. Das legt sich aber mit Voranschreiten der Geschichte und sie entwickelt sich immer mehr. Obwohl sie wie eine überkorrekte Person erscheint, so bricht sie doch manchmal die eine oder andere Regel. Ob geplant oder ungeplant, das lässt sie jedoch gleich viel sympathischer wirken. Es gab auch eine leichte Liebesgeschichte, die jedoch so ganz anders ablief, als ich es gewohnt bin. Sie ist nicht aufdringlich, sondern entwickelt sich gemächlich und zurückhaltend, wie eine zarte Blume, die gepflegt werden will. Das hat der Geschichte jedoch gut getan, denn alles andere hätte einfach nicht gepasst. Da war ich am Ende ja auch wirklich … geschockt, verwirrt, enttäuscht und noch viel mehr. Aber ich will nicht zu viel verraten und ich bin auch noch nicht sicher, ob da alles so ist, wie es scheint.

Ich mochte Camelias Art, die Menschen zu sehen, sehr. Sie unterteilt die Menschen nicht in schön und hässlich, sondern sie findet alle Menschen auf ihre natürliche Art schön. Ganz zu meiner Verwunderung war sie kaum oberflächlich und skrupellos. In einer Welt in der Schönheit das einzige ist was zählt und bereits Kinder im Alter von fünf Jahren zu Verschönerungen gezwungen sind, in der jeder jeden übertrumpfen und noch schöner sein will, in so einer Welt möchte sie den Menschen eigentlich nur zeigen, wie schön sie doch jetzt schon sind. Doch das ist so nicht gewünscht, was die Belle auch schnell merkt. Schönheit, hübsche Kleider, Perfektion, ein guter Ruf, Macht, Intrigen und Gesetze bestimmen das Leben der Menschen, der Gris, der Grauen. Und das lassen sie sich einiges kosten. Doch hinter dieser Maske der Schönheit liegt eine hässliche Fratze. Da passt das Sprichwort ‚es ist nicht alles Gold, was glänzt‘ ganz hervorragend. Denn wirklich hinter jedem schönen Gesicht kann sich Hässlichkeit verbergen und der schöne Schein trügt leicht – auch mich!

Generell sind die Charaktere der Autorin sehr gut ausgearbeitet, obwohl es so viele sind. Das muss man als Autorin auch erst einmal können! Camelia begegnet sehr vielen unterschiedlichen Menschen und Belles. Einige mochte ich von Anfang an, bei anderen war ich skeptisch. Normalerweise habe ich da ein ganz gutes Gespür wem man vertrauen kann und wem nicht. Doch auch hier gilt wieder: Der Schein trügt. Nicht alle, die sich in mein Herz geschlichen haben, haben sich diesen Platz verdient. Irgendwann wusste ich gar nicht mehr, wem ich noch vertrauen kann und wem nicht. Arme Camelia. Bei der königlichen Familie war ich mir jedoch von Anfang an am unsichersten. In Camelias Welt gibt es nämlich eine Monarchie, die von der königlichen Familie regiert wird. Die Königin hat die meiste Macht im Land, da die Erbfolge über die weibliche Linie vererbt wird. Die Königin blieb lange distanziert und ich wusste nicht so recht, wie ich sie einschätzen soll. Der König spielt nur eine Nebenrolle. Bei der Prinzessin hatte ich von Anfang an ein schlechtes Gefühl, doch ob ich damit richtig oder falsch lag, das müsst ihr selbst herausfinden. Zu guter Letzt gibt es dann noch die Thronerbin, welche seit Jahren in einem tiefen Schlaf liegt. Hierzu gibt es eine ganz eigene Wende, die ich so nicht erwartet hätte.

Unerwartete Wendungen gab es von Anfang an und wurden zum Schluss hin immer mehr. Einige habe ich schon vorhersehen können, doch bei anderen war ich wirklich schockiert! Und wieder andere haben mir gut gefallen und ich habe mich gefreut, dass es doch nicht so ist, wie ich erst dachte. Einige Wendungen, die ich mir gewünscht habe, blieben aber aus. Da hoffe ich auf den nächsten Band. Ziemlich kryptisch, doch man muss das Buch einfach gelesen haben, um zu verstehen was ich damit genau meine. Und dann kam schon das Ende. Einfach so! Es fühlte sich an, als würde die Geschichte mitten drin enden. Ich habe die Seite umgeschlagen, in Erwartung eines letzten Kapitels, doch da kam nichts mehr! Das Buch endet also mit einem riesigen Cliffhanger und gefühlt mitten in der Story. Nach dem Ende kann ich nur hoffen, dass der zweite Band schnellstmöglich auf Deutsch erscheint. Im Original erscheint der zweite Band im März 2020 und so hoffe ich, dass der Verlag schnell nachzieht und wir das Buch ebenfalls nächstes Frühjahr lesen können. Ich bin schon sehr gespannt auf das Cover. Ich tippe ja auf einen Blauton, angelehnt ans Original und ihr?


Die Welt der Belles, dem Königreich von Orléans, bietet einen einzigartigen Weltentwurf, durchdachte aber nicht immer sympathische Charaktere, einen blumigen und französisch angehauchten Schreibstil sowie einige unerwartete Wendungen. Mir hat ein wenig die Rebellion gegen das System gefehlt, doch ich vertraue da auf den zweiten Band, da das Ende einen großen, unerwarteten Cliffhanger bietet. Das Buch ist noch nicht einmal im Handel erhältlich, da wünsche ich mir bereits den Nachfolgeband, denn ich muss unbedingt wissen wie es mit den Belles weitergeht. Nach diesem Ende kann der Verlag gar nicht schnell genug mit der Übersetzung sein. Ich gebe dem Buch somit 4,5 Cookies und freue mich, noch einmal in dieses großartige Setting abtauchen zu dürfen.





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