Dies ist der erste Band einer bisher als Dilogie geplanten Reihe,
welcher am 11.02.2019 beim Thienemann-Esslinger Verlag erschienen ist
und von der Autorin Dhonielle Clayton geschrieben wurde. Das Buch ist
bislang als Hardcover und E-Book erschienen und umfasst beim Hardcover
512 Seiten bei einem Preis von 19,00€.
Ich möchte mich recht herzlich
beim Thienemann-Esslinger Verlag und der Netzwerk Agentur Bookmark für
die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken.
Glitzernd, glanzvoll, grausam – willkommen in der Welt der Belles!
Die
Welt von Orléans wird von Hässlichkeit bestimmt, und nur die Belles
können den Menschen Schönheit verleihen. Camelia ist eine Belle – schön,
begehrt, mit magischen Fähigkeiten. Am Königshof will sie allen zeigen,
dass sie die Beste ist. Doch hinter den schillernden Palastmauern
lauern dunkle Geheimnisse. Camelia erkennt, dass ihre Fähigkeiten viel
stärker und gefährlicher sind, als sie es je für möglich gehalten hätte.
Sie sind eine Waffe, die sich andere zunutze machen wollen. Daher muss
sie sich entscheiden: Soll sie die Tradition der Belles bewahren oder
ihr eigenes Leben riskieren, um ihre Welt für immer zu verändern? Das
Schicksal der Belles und von Orléans liegt mit einem Mal in ihren Händen
…
„Wir alle sind heute sechzehn geworden.“ (Seite 11)
Ich habe das Buch schon auf Englisch verfolgt und bin richtig glücklich,
dass es übersetzt wurde und so eine schöne Gestaltung bekommen hat! Die
Grundidee des Buches hat mich gleich fasziniert: Eine Welt, eingeteilt
in Menschen, die schön und hässlich sind und nur die Belles können ihnen
Schönheit verleihen. Na, wenn ich da aber mal nicht eine Parallele zum
ganzen Beauty-Wahn ziehen kann, dann weiß ich auch nicht. Ich erwarte
vom Buch Magie, Oberflächlichkeiten, unerwartete Wendungen und eine
Camelia, deren ganze Welt auf den Kopf gestellt wird. Der letzte Satz
des Klappentextes klingt zumindest sehr dramatisch und ich bin gespannt
in welche Richtung das Buch geht.
Das Cover ist ein optisches Highlight, bestehend aus einer bedruckten,
durchsichtigen Folie, welche zusammen mit dem Motiv auf dem Buch ein
blühendes Traumkleid entstehen lässt. Nimmt man die Folie ab ist das
Buch immer noch schön, denn so sieht man die Wurzelranken, welche unter
dem Blumenkleid liegen. Das Motiv des Buches ergibt mit Folie und Druck
auf dem Buch ein Mädchen, welches man von hinten sieht und die Hände in
die Hüften ihres Kleides stemmt. Das Kleid besteht aus blühenden Blumen
und grünen Blättern. Ich liebe es! Das Cover ist eines meiner optischen
Highlights in diesem Jahr. Ich hoffe, dass das Cover vom nächsten Band
mindestens genauso schön ist und die Teile im Regal richtig schön
zusammenpassen.
Zuallererst muss ich auf die wunderschöne
Aufmachung des Buches
eingehen. Die Karte, welche ganz vorne und hinten im Buch abgedruckt
wurde. Die Karte ist eine Zeichnung des Königreichs Orléans mitsamt
seinen ganzen Inseln. Zu Beginn jeden Kapitels ist die gleiche Blume wie
auf dem Cover abgebildet. Mit den Schriften wird gespielt, wenn
Nachrichten per Postballon kursiv gedruckt sind oder Schlagzeilen aus
Zeitungen in einer anderen Schriftart gedruckt wurden.
Der
Schreibstil konnte mich gleich von Anfang an abholen. Er ist nicht so
„gewöhnlich“, wie bei der Masse anderer Bücher, sondern ziemlich
gehoben, fast poetisch. Ich würde ihn auch als blumig bezeichnen, ohne
hier ein extra Wortspiel machen zu wollen. Die vielen französischen
Begriffe, die einfließen und dennoch jeder verstehen kann, haben mir
sehr gut gefallen. Von der ersten Seite hat er mich an die Seiten
gefesselt und so hatte ich das Buch in wenigen Tagen ausgelesen.
In
Orléans gibt es
die Grauen und die Belles, welche göttlicher Abstammung
sind. Die Geschichte der Abstammung der Belles und der Ursprung für die
Hässlichkeit der Menschen empfand ich als gut durchdacht. Grob
zusammengefasst haben sich der Gott des Himmels und die Göttin der
Schönheit ineinander verliebt und daraus entstanden die Menschen. Doch
der Gott des Himmels wurde eifersüchtig auf die Menschen und verfluchte
sie zur Hässlichkeit: Graue Haut, rote Augen und stumpfes Haar. Die Gris
waren geboren. Der Himmel schuf die Belles als Antwort darauf. Sehr
kreative Geschichte, doch ob diese auch der Wahrheit entspricht lasse
ich jetzt einmal offen. Mit diesem Wissen wächst
Camelia, als eine von
sechs Belles ihrer Generation, sehr behütet auf. Zusammen mit ihren
„Schwestern“ erlernt sie alles, was man als Belle können muss, von der
strengen Du Bary. Besonders ihre Arcanas, die Quelle ihrer „Magie“, und
die Schönheitsgesetze sind Du Bary sehr wichtig.
Mit
der
Freundschaft zwischen Camelia und ihrer Schwester Ambra bin ich
nicht so warm geworden. Zwar haben die beiden immer wieder Freundschaft
beteuert und in den Erinnerungen von Camelia wurde diese auch so
dargestellt, jedoch habe ich es mehr als
Wettstreit wahrgenommen, was es
ja auch ist. Die Schwestern kämpfen untereinander um den Titel der
Favoritin. Nur eine kann Germanys next – Moment. Das war was anderes!
Aber so ein wenig habe ich es schon empfunden, denn nur die Favoritin
darf im Palast dienen. Da kam mir die Freundschaft zu ihren anderen
Schwestern doch sehr viel näher. Am Tag ihres sechzehnten Geburtstags
müssen die Schwestern ihre Fähigkeiten vor dem gesamten Königreich
präsentieren. An diesem Tag steigt der Leser in die Geschichte ein und
erfährt aus der Perspektive von Camelia, wie es ihr fortan ergeht.
Camelia
war mir gleich von Beginn an sympathisch. Sie ist ehrgeizig sowie fast
schon krankhaft perfektionistisch und dennoch liebenswert, originell,
zielstrebig, aber anfangs doch sehr naiv. Das legt sich aber mit
Voranschreiten der Geschichte und sie entwickelt sich immer mehr. Obwohl
sie wie eine überkorrekte Person erscheint, so bricht sie doch manchmal
die eine oder andere Regel. Ob geplant oder ungeplant, das lässt sie
jedoch gleich viel sympathischer wirken. Es gab auch eine
leichte
Liebesgeschichte, die jedoch so ganz anders ablief, als ich es gewohnt
bin. Sie ist nicht aufdringlich, sondern entwickelt sich gemächlich und
zurückhaltend, wie eine zarte Blume, die gepflegt werden will. Das hat
der Geschichte jedoch gut getan, denn alles andere hätte einfach nicht
gepasst. Da war ich am Ende ja auch wirklich … geschockt, verwirrt,
enttäuscht und noch viel mehr. Aber ich will nicht zu viel verraten und
ich bin auch noch nicht sicher, ob da alles so ist, wie es scheint.
Ich
mochte Camelias Art, die Menschen zu sehen, sehr. Sie unterteilt die
Menschen nicht in schön und hässlich, sondern sie findet
alle Menschen
auf ihre natürliche Art schön. Ganz zu meiner Verwunderung war sie kaum
oberflächlich und skrupellos. In einer Welt in der Schönheit das einzige
ist was zählt und bereits Kinder im Alter von fünf Jahren zu
Verschönerungen gezwungen sind, in der jeder jeden übertrumpfen und noch
schöner sein will, in so einer Welt möchte sie den Menschen eigentlich
nur zeigen, wie schön sie doch jetzt schon sind. Doch das ist so nicht
gewünscht, was die Belle auch schnell merkt. Schönheit, hübsche Kleider,
Perfektion, ein guter Ruf, Macht, Intrigen und Gesetze bestimmen das
Leben der Menschen, der Gris, der Grauen. Und das lassen sie sich
einiges kosten. Doch hinter dieser
Maske der Schönheit liegt eine
hässliche Fratze. Da passt das Sprichwort ‚es ist nicht alles Gold, was
glänzt‘ ganz hervorragend. Denn wirklich hinter jedem schönen Gesicht
kann sich Hässlichkeit verbergen und der schöne Schein trügt leicht –
auch mich!
Generell sind die
Charaktere der Autorin
sehr gut ausgearbeitet, obwohl es so viele sind. Das muss man als
Autorin auch erst einmal können! Camelia begegnet sehr vielen
unterschiedlichen Menschen und Belles. Einige mochte ich von Anfang an,
bei anderen war ich skeptisch. Normalerweise habe ich da ein ganz gutes
Gespür wem man vertrauen kann und wem nicht. Doch auch hier gilt wieder:
Der Schein trügt. Nicht alle, die sich in mein Herz geschlichen haben,
haben sich diesen Platz verdient. Irgendwann wusste ich gar nicht mehr,
wem ich noch vertrauen kann und wem nicht. Arme Camelia. Bei der
königlichen Familie war ich mir jedoch von Anfang an am unsichersten. In
Camelias Welt gibt es nämlich eine Monarchie, die von der königlichen
Familie regiert wird. Die Königin hat die meiste Macht im Land, da die
Erbfolge über die weibliche Linie vererbt wird. Die Königin blieb lange
distanziert und ich wusste nicht so recht, wie ich sie einschätzen soll.
Der König spielt nur eine Nebenrolle. Bei der Prinzessin hatte ich von
Anfang an ein schlechtes Gefühl, doch ob ich damit richtig oder falsch
lag, das müsst ihr selbst herausfinden. Zu guter Letzt gibt es dann noch
die Thronerbin, welche seit Jahren in einem tiefen Schlaf liegt. Hierzu
gibt es eine ganz eigene Wende, die ich so nicht erwartet hätte.
Unerwartete
Wendungen gab es von Anfang an und wurden zum Schluss hin immer mehr.
Einige habe ich schon vorhersehen können, doch bei anderen war ich
wirklich schockiert! Und wieder andere haben mir gut gefallen und ich
habe mich gefreut, dass es doch nicht so ist, wie ich erst dachte.
Einige Wendungen, die ich mir gewünscht habe, blieben aber aus. Da hoffe
ich auf den nächsten Band. Ziemlich kryptisch, doch man muss das Buch
einfach gelesen haben, um zu verstehen was ich damit genau meine. Und
dann kam schon das
Ende. Einfach so! Es fühlte sich an, als würde die
Geschichte mitten drin enden. Ich habe die Seite umgeschlagen, in
Erwartung eines letzten Kapitels, doch da kam nichts mehr! Das Buch
endet also mit einem riesigen
Cliffhanger und gefühlt mitten in der
Story. Nach dem Ende kann ich nur hoffen, dass der zweite Band
schnellstmöglich auf Deutsch erscheint. Im Original erscheint der zweite
Band im März 2020 und so hoffe ich, dass der Verlag schnell nachzieht
und wir das Buch ebenfalls nächstes Frühjahr lesen können. Ich bin schon
sehr gespannt auf das Cover. Ich tippe ja auf einen Blauton, angelehnt
ans Original und ihr?
Die Welt der Belles, dem Königreich von Orléans, bietet einen
einzigartigen Weltentwurf, durchdachte aber nicht immer sympathische
Charaktere, einen blumigen und französisch angehauchten Schreibstil
sowie einige unerwartete Wendungen. Mir hat ein wenig die Rebellion
gegen das System gefehlt, doch ich vertraue da auf den zweiten Band, da
das Ende einen großen, unerwarteten Cliffhanger bietet. Das Buch ist
noch nicht einmal im Handel erhältlich, da wünsche ich mir bereits den
Nachfolgeband, denn ich muss unbedingt wissen wie es mit den Belles
weitergeht. Nach diesem Ende kann der Verlag gar nicht schnell genug mit
der Übersetzung sein. Ich gebe dem Buch somit
4,5 Cookies und freue
mich, noch einmal in dieses großartige Setting abtauchen zu dürfen.