Das Buch ist ein Einzelband, welcher am 29.11.21 im Carlsen Verlag als Klappbroschur für einen Preis von 15,00€ erschienen ist. Es wurde von der Autorin Brianna Bourne geschrieben und von der Übersetzerin Sylke Hachmeister übersetzt. Insgesamt hat das Buch 384 Seiten.
Ballerina Hannah erwacht in einer stillen, einsamen Stadt. Houston ist leergefegt, sie selbst der einzige Mensch. Erst der Sound einer E-Gitarre führt sie zu jemand anderem: dem coolen Metal-Fan Leo. Gemeinsam streifen sie durch die Straßen, erkunden Museen, das große Festivalgelände, suchen nach Antworten, Tag für Tag. Dabei kommen sie sich immer näher. Denn ihre Isolation hat auch etwas Befreiendes, plötzlich können Hannah und Leo – die sehr verschieden sind – neue Seiten zeigen. Doch dann verändert sich die Welt um sie herum wieder und es scheint, als würde Leo langsam verschwinden.
„Ich hätte zu Hause bleiben sollen.“ (Seite 7)
Das Cover ist in Lila- sowie Pinktönen gehalten. In der unteren Hälfte sieht man zwei junge Menschen sehr nah zusammen vor einem Abgrund sitzen, welche wahrscheinlich die Protagonisten darstellen sollen. Sie schauen in eine Landschaft hinab. In der oberen Hälfte sieht man im Hintergrund sehr viele Wolken und Himmel sowie den Buchtitel. Das Cover wird von einem dünnen Rahmen geziert, welches ebenfalls in Lila- sowie Pinktönen gehalten ist. In der unteren rechten Ecke befindet sich das Verlagslogo. Ich muss ehrlich sagen, dass mich das Cover nicht zum Kauf des Buches verleitet hätte. Nur anhand des Covers hätte ich auf eine ausschließliche Liebesgeschichte geschlossen und keineswegs dystopische Züge erwartet. Zum Glück wurde mir das Buch vorgestellt und ich habe den Klappentext gelesen.
Die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut. Das Buch hat einen soften Touch, der Buchtitel ist mit Spotlack überzogen und wirkt ein wenig erhaben auf dem Cover. Das Buch wird abwechselnd aus der ICH-Perspektive der beiden Protagonisten Hannah und Leo erzählt. Die einzelnen Kapitel sind mit dem jeweiligen Namen des oder der Erzähler*in sowie einer Silhouettenillustration der Protagonisten, welche Rücken an Rücken sitzen, versehen. Je nachdem, ob Leo oder Hannah gerade die Geschichte erzählt, ist die Silhouette des bzw. der Erzähler*in dunkler.
Der Debütroman der Autorin entführt einem zu Anfang des Buches direkt in die menschenleere Stadt Houston, besser gesagt mitten hinein in die Geschichte zu Hannah, welche in einem Buchladen nach Ablenkung und guten Büchern sucht. Ich war zugleich sehr ergriffen, denn wir erfahren, dass es nun schon fünf Tage her ist, seitdem Hannah einen anderen Menschen getroffen hat. Alle Menschen sind verschwunden und Hannah rätselt warum. Ich habe sofort mitgerätselt. Wie gruselig sich vorzustellen, dass man eines Morgens aufwacht und wirklich alle Menschen sind weg. Kein Mensch auf der Straße, kein Auto fährt, kein Licht brennt irgendwo, niemand in einer vollen Stadt, keiner geht zur Arbeit, kein Hinweis darauf was passiert sein könnte – ja, sogar die Tiere sind verschwunden. Du kannst niemanden anrufen, denn keiner geht ans Handy. Die sozialen Medien sind tot, wie eingefroren auf dem letzten Datum vor fünf Tagen. Im Radio spielt nur Musik und kein Nachrichtensprecher spricht von aktuellen Meldungen. Gruselig, unheimlich, angsteinflößend!
Kein Wunder, dass Hannah sich in ihrem Zuhause verkrochen hat und so wenig wie möglich nach draußen gehen möchte. Ich hätte es ihr ganz genauso gleichgetan. Hannah ist eigentlich eine pflichtbewusste, angehende Ballerina, welche für ihren großen Auftritt täglich probt. Sie zieht sich in ihr Baletttraining und ihre Routinen zurück, doch das kann die Stille nicht füllen. Als sie es nicht mehr aushält, fährt sie zum Buchladen der Familie von ihrer besten Freundin und trifft dabei unerwartet auf einen weiteren Menschen: Leo. Sie kennt ihn von der Schule, denn Leo ist ein Musiker und recht bekannt. Dieser hat die letzten fünf Tage mit den wildesten Aktionen gefüllt, um die Stille zu übertönen. Sie schließen sich zusammen und erleben so einiges zusammen. Das kam mir nur natürlich vor, auch wenn sie sich vorher kaum kannten. Wenn du den einzigen Menschen in einer sonst verlassenen Stadt triffst, dann bleibt ihr zusammen. Ich hatte das Gefühl, dass sie im Verlauf der Geschichte immer mehr sie selbst sein konnten, aus den sich selbst gesteckten Grenzen ausbrechen und alle Erwartungen hinter sich lassen. Die Geschichte lebt auch von der Charakterentwicklung der beiden, den vielen Gesprächen und den Einblicken in ihr Innerstes.
Als besonders schön habe ich empfunden, dass die Leidenschaften der beiden Teenager immer wieder in die Geschichte integriert werden. Hannah springt beispielsweise mit einer Abfolge von Tanzschritten durch ein Autofenster, während Leo Hannahs Stimme analysiert. Diese Kleinigkeiten lassen die Figuren authentisch wirken und unterstreichen noch ihre Persönlichkeit. Sie wirken nicht, als ob man ihnen das Kostüm einer Ballerina oder Musikers übergestreift hätte, sondern sie leben das. Wobei die Charaktere, natürlich im Laufe der Geschehnisse, sich auch weiterentwickeln. Jedoch möchte ich dazu nicht zu viel verraten, sonst würde ich spoilern.
Leo und Hannah kommen sich im Verlauf der Geschichte immer näher. Sie rätseln zusammen und zweifeln natürlich an ihren Gefühlen, denn sie sind die letzten beiden Menschen. Fühlen sie sich deswegen zueinander hingezogen? Oder ist da etwas anderes im Spiel? Und was hat es mit den vielen mysteriösen Geschehnissen auf sich? Warum geht die Sonne manchmal so schnell unter und woher kommt dieser unbarmherzige Wind? An einigen Stellen hatte ich wirklich Gänsehaut, denn in dem einen Moment ist noch alles so schön zwischen den Beiden und im Nächsten ist deutlich eine höhere Macht zu spüren, die ihre eigenen Pläne zu verfolgen scheint. Doch was hat es damit auf sich? Hannah und Leo wollen beide herausfinden, warum sie die letzten beiden Menschen in Houston sind und gleichzeitig die Augen davor verschließen. Natürlich ergaben sich bei mir auch Fragen: Wie kann es sein, dass nach fünf Tagen ohne Menschen kein Atomkraftwerk in die Luft fliegt oder niemand eine Herdplatte angelassen hat?
Mit der Auflösung war ich am Ende einigermaßen zufrieden. Es ist durchaus logisch gemacht, was es mit der menschenleeren Stadt auf sich hat und gleichzeitig war ich nicht hundertprozentig damit zufrieden. Obgleich die Auflösung sehr emotional war! Ich kann es gar nicht richtig fassen, nur irgendwie wurde über den gesamten Verlauf der Geschichte eine so hohe Erwartungshaltung in mir aufgebaut, was es mit der leeren Stadt auf sich hat, dass die Auflösung nicht ganz mit meinen Erwartungen mithalten konnte. Von all den Dingen, die es hätten sein können, welche die Charaktere selbst schon erwogen hatten, habe ich DAMIT nicht gerechnet - was ja grundsätzlich immer gut ist. Nur klang in meine Empfindungen auch ein wenig „Von all den Dingen ist es ausgerechnet das?“ mit. Nichtsdestotrotz habe ich das Ende sehr gerne gelesen.
In der dystopisch angehauchten Geschichte verbirgt sich gleichzeitig die Liebesgeschichte der ungleichen Protagonisten Leo und Hannah. Ich mochte die Dynamik der beiden sehr gerne. Die Figuren waren authentisch und machen eine schöne Entwicklung durch. Das Setting hatte mich sowieso von der ersten Seite an. Lediglich die Auflösung konnte mit meinen Erwartungen nicht mithalten, auch wenn sie logisch war. Insgesamt gebe ich dem Buch 4 Cookies und freue mich schon auf Neues aus der Feder der Autorin.
Ich möchte mich ganz herzlich beim Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken.
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