Dies ist der erste Band einer Trilogie, welcher am 21.02.2020 beim
Arctis Verlag erschienen ist und von der Autorin Claire McFall
geschrieben und von Ilse Rothfuss übersetzt wurde. Das Buch ist bislang
als Hardcover erschienen und umfasst 352 Seiten bei einem Preis von
19,00€. Der zweite Band erscheint bereits am 24.07.2020 ebenfalls im
Arctis Verlag.
Dylan hat ein schreckliches Zugunglück unverletzt überstanden. Das
zumindest glaubt sie. Doch die trostlose Landschaft um sie herum sind
nicht die schottischen Highlands. Es ist ein Niemandsland, das von
Geistern heimgesucht wird, die nach menschlichen Seelen verlangen. Und
der Fremde, der sie dort erwartet, ist kein gewöhnlicher Junge. Tristan
ist ein Ferryman, dessen Aufgabe es ist, die Seelen der Verstorbenen
sicher ins Jenseits zu überführen. Sie begeben sich auf eine Reise, die
er eigentlich schon tausendmal gemacht hat. Doch diesmal wird alles
anders und Dylan begreift, dass sie weder bei Tristan bleiben noch ihn
verlassen kann …
Der internationale Überraschungs-Bestseller - große Kino-Verfilmung in Vorbereitung (2021).
„Er saß auf dem Hang und wartete.“ (Seite 5)
Der Klappentext weckt große Erwartungen in mir. Vor allem, dass das Buch
ein Überraschungs-Bestseller war und bereits eine Verfilmung geplant
ist. Ich kenne den Ferryman aus der Mythologie und bin gespannt, was die
Autorin daraus gemacht hat. Von ihr habe ich bislang noch nichts
gelesen. Das ändert sich nun.
Das Cover ist in verschiedenen Blautönen gehalten. Im Vordergrund stehen
zwei Figuren, welche wahrscheinlich die Hauptfiguren Dylan und Tristan
darstellen. Sie hat lange, dunkle Haare und scheint den Leser direkt
anzuschauen. Er hat kurze, dunkle Haare, einen Dreitagebart und schaut
am Leser vorbei. In der unteren Hälfte ist die Silhouette eines großen
Baums zu sehen, aus welchem die Charaktere wie herauswachsen. In der
Baumkrone steht der Titel in blassrosa, der Untertitel in grün. Im
selben Grün ist auch das Verlagslogo gehalten. Titel und Logo setzten
sich vom Cover ab. Im Hintergrund sieht man Wasser, ein kleines Boot und
einen untergehenden Mond. Am Himmel fliegen im Hintergrund Vögel. Das
Cover ist in sich stimmig und gefällt mir sehr gut. Zwar hätte es mir
noch besser ohne die Menschen gefallen, doch es ist auch so schön. Mir
gefällt besonders die Anspielung mit dem Boot. Alles in Allem weckt es
meine Lust zum Lesen.
Den
Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden. Ich mag es, wenn
Autoren viel mit Bildern arbeiten und so konnte ich mir das Niemandsland
auch sehr gut vorstellen. Obwohl die Geschichte in der dritten Person
geschrieben wurde, bekamen wir doch sehr gute Einblicke ins
Gefühlsleben. Was mich nur manchmal stört waren die abrupten Wechsel
zwischen den Einblicken von Dylan und Tristan. Diese konnten innerhalb
einer Seite auftreten und waren nur durch einen Absatz getrennt, sodass
ich manchmal Stellen in der Annahme las, es wäre noch der andere
Charakter. Das war ein wenig verwirrend.
Der
Einstieg
in die Geschichte fiel mir, auch dank des bildreichen Schreibstils,
leicht und ich kam schnell hinein. Dylan nimmt uns mit in ihren harten
Alltag, erklärt uns, aus welchen Gründen sie in diesen Unglückzug kommt
und zeigt uns verschiedene Facetten von sich. Wir als Leser bekommen so
einen Eindruck von ihrem Charakter. Zu Beginn wusste ich nicht so genau,
ob ich sie mag, denn sie ist ein ganz schöner Dickkopf. Doch sie muss
auch einiges einstecken. Dann jedoch, als es zur entscheidenden Stelle
kam, war ich doch ein wenig traurig, dass es ausgerechnet sie traf. Das
ist doch unfair! Das Zugunglück hat mir eine Gänsehaut bereitet. So wie
die Autorin die Geschehnisse beschrieben hat, war das ein Film in meinem
Kopf, der mehr als gruselig war.
Als Dylan dann auf einmal im
Niemandsland ankam und auf Tristan, ihren Ferryman, traf, war er mir
nicht gerade sympathisch. Ich wäre wahrscheinlich nicht mit ihm
mitgegangen, wenn er so zu mir gewesen wäre. Dabei erfahren wir später,
dass der Ferryman sich jedem seiner Schäfchen genau so anpasst, damit
sie ihm folgen. Doch Dylan hat leider nicht wirklich eine Wahl und folgt
ihm schlussendlich. So weit, so gut. Damit begann die Reise.
Von
dieser
Reise, Seite an Seite mit einem Ferryman, habe ich mir schon
mehr erwartet, als ich schlussendlich bekommen habe. Ich persönlich
empfand die Reise nämlich als zu lange. Natürlich gab es immer wieder
spannende und süße Momente zwischen den Charakteren oder ein Angriff der
„Seelenfresser“, doch für mich zu wenige. Diese „Spannungsspitzen“
kamen zwar sehr überraschend und schnell, doch genauso schnell waren sie
auch wieder verschwunden. So hat sich das Lesen für mich gezogen und
wenn ich nach der Arbeit noch Energie zum Lesen hatte konnten mich die
Seiten nicht an sich fesseln. Die
Idee mit den Schutzhütten und den
Geschehnissen bei Nacht empfand ich jedoch als super Konzept! Generell
war das Setting aufregender als die Handlung und ich hoffe, dass da noch
mehr in den nächsten Bänden kommt. Das Niemandsland als Solches konnte
ich mir, dank des Schreibstils, auch sehr gut vorstellen und mochte die
Landschaft, welches es für Dylan angenommen hatte.
Im letzten Drittel
hat hat mich das Buch zum Glück dann doch noch packen können. Endlich
kommt etwas Spannung auf. Mehrere Charaktere haben ihre kurzen
Auftritte. Dylan und Tristan schaffen das Unfassbare. Ganz ehrlich?
Damit hätte ich nicht gerechnet. Das Ende ist dann doch sehr emotional
und zum Teil auch etwas offen. Zum Glück gibt es am Ende eine Leseprobe
des zweiten Bandes!
Dylan war mir mal sympathisch, mal
unsympathisch. Das wechselte irgendwie immer im Laufe des Buches.
Allerdings konnte ich mich manchmal nicht ganz so gut in sie
hineinversetzen. Achtung Mini-Spoiler: Als Tristan ihr ihren Tod
offenbart hat sie es einfach so akzeptiert. Das fand Tristan
bewundernswert, aber für mich, als sehr emotionaler Mensch, war das
befremdlich.
Tristan hingegen empfand ich am Anfang als sehr
ruppig und gefühlskalt. Ich fragte mich, ob wohl alle Ferryman so sind.
Er machte für mich eine positive Veränderung durch. Ich habe es förmlich
genossen, wie er immer mehr aufgeblüht ist und wahrscheinlich zum
ersten Mal die Liebe erfährt. Ich konnte nur nicht ganz verstehen, warum
er dies ausgerechnet bei Dylan empfindet, denn das Besondere, was er
gesehen hat, konnte ich nicht sehen. Ich hätte jedenfalls gerne noch
mehr Hintergrundwissen zu ihm und den Ferryman generell bekommen. Woher
kommen sie? Haben sie eine Vergangenheit? Warum treffen sich die
verschiedenen Ferryman nie? Da hoffe ich auf die Folgebände.
Komischerweise
empfand ich die Liebesgeschichte, die doch sehr dezent gehalten wurde,
als zu langsam, gleichzeitig zu übereilt und dennoch als schön. Das muss
man nicht verstehen, ich verstehe es ja nicht einmal selbst. Bei Dylan
baut sich die Liebe nach und nach auf. Bei Tristan war ich mir lange
nicht sicher. Doch dann war sie plötzlich so prägnant! Ich schätze die
junge Liebe, doch wenn sich mir die Chance auftut noch einmal
Familienmitglieder zu treffen, dann würde ich diese Chance ergreifen.
Dylan zieht dies nicht einmal in Betracht. Sie will nur schnellstmöglich
zu Tristan zurück. Das empfand ich dann wieder übertrieben dafür, was
zwischen ihnen erst passiert war. Ich denke aber, dass wir im zweiten
Band noch mehr auf unsere Kosten kommen werden. Dieser erscheint
übrigens bereits im Juli 2020, womit nicht einmal drei Monate zwischen
dem ersten und zweiten Band liegen! Wir müssen uns also nicht lange
gedulden.
Alles in Allem habe ich mir wohl mehr erwartet, als ich bekommen habe.
Ich mochte das Setting des Niemandslandes sehr und auch die Charaktere
sind mir im Laufe der Reise ans Herz gewachsen. Besonders der bildreiche
Schreibstil hat es mir angetan und ich sehe das riesige Potential. Die
Reise an sich war mir etwas zu zäh und hätte noch mehr Spannung
vertragen können. Ich habe gerade am Ende das Potential erkannt und
möchte gerne sehen, wohin das alles geht. Insgesamt vergebe ich also
3
Cookies. Da geht noch mehr. Das spüre ich! Deswegen möchte ich sehr
gerne weiterlesen und freue mich auf den zweiten Band.
Ich möchte mich ganz herzlich beim Arctis Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken!