Sonntag, 12. September 2021

[Rez(ept)ension] "D.U.S.T. 01- Die letzte Hoffnung" von Karin Kratt

Bei „D.U.S.T.: Die letzte Hoffnung“ von Karin Kratt handelt es sich um den ersten Band einer Dilogie, welcher am 31.08.2021 für 14,99€ als Printausgabe und 5,99€ als E-Book im Dancing Words Verlag erschienen ist. Das Buch hat insgesamt 350 Seiten. Der zweite Band ist für 2022 geplant.


***»Perfektion hat immer ihren Preis … bist du bereit, ihn zu bezahlen?«***
Eine Urteilsfällerin, die keine Urteile fällen möchte
Der Sohn des Gardecaptains, der nur Verachtung kennt
Ein junger Genetiker, zu intelligent für diese Welt
Und eine angehende Magistratin, die vor der Realität die Augen verschließt

Die sechzehnjährigen Jugendlichen Aleah, Jase, Celtan und Neia haben auf den ersten Blick kaum etwas gemein. Sie leben in verschiedenen Städten der einzigen noch bestehenden Nation des Planeten. Dunkelheit, Kälte sowie rigorose Gesetze bestimmen ihren Alltag.
Ausgerechnet diese vier werden jedoch von Ethan Travis, dem jüngsten Commander einer gefährlichen Widerstandsgruppe, aufgesucht. Denn das Geheimnis, das sich um die Geburt von Aleah, Jase, Celtan und Neia rankt, könnte alles verändern.
Nur – wie sinnvoll ist es, ein System zu verändern, das zwar gnadenlos tötet, aber gleichzeitig auch für den schwierigen Erhalt der Menschheit sorgt?
Viel Zeit für die Beantwortung dieser Frage bleibt nicht, setzen die Machtinhaber der United Nation doch alles daran, die törichten Rebellen ein für allemal zu vernichten. Und so werden Aleah, Jase, Celtan und Neia schon sehr bald in einen entsetzlichen Kampf verwickelt, dessen Ausgang für die Welt noch weitaus bedeutsamer werden wird, als es selbst Commander Travis je vermutet hätte …
//Ein fantastisch dystopischer Roman über die Erde im 23. Jahrhundert// 


„Insgesamt waren es vier.“ (Position 54, 1%)

 

Karin Kratt ist zurück! Endlich gibt es wieder etwas Neues aus ihrer Feder zu lesen. Darauf habe ich mich schon so sehr gefreut. Die Autorin hat viele wundervolle Bücher geschrieben u.a. eine meiner liebsten Reihen aus dem Impress Verlag, die „Seday Academy“. Ich bin natürlich nun sehr erwartungsvoll gegenüber ihrem neusten Buch und habe auch dementsprechend hohe Erwartungen. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass diese allemal erfüllt werden.


Auf dem Cover sind in der unteren Hälfte schemenhaft zwei Personen vor Nebel zu sehen. Auf der Schulter einer Person sitzt ein Vogel, weswegen es sich hierbei sehr wahrscheinlich um den einen der Protagonisten, Celtan, handelt. Im Hintergrund ist eine Stadt mit Hochhäusern zu sehen, über der mehrere Hubschrauber kreisen. Zwei helle, sich kreuzende Streifen verlaufen am rechten Rand. Quer oben sowie quer unten rahmt ein Stacheldrahtzaun das Cover ein. Mittig befindet sich der Titel sowie Untertitel des Buches. Über dem Reihentitel befindet sich der Name der Autorin. Im unteren, rechten Bereich befindet sich das Verlagslogo. Das Cover ist größtenteils in Blautönen und an der rechten Seite im Übergang zu Lila- und Rosatönen gehalten. Das Cover gefällt mir insgesamt gut, jedoch wirkt der Stacheldrahtzaun etwas zu künstlich auf mich. Besonders gut gefällt mir, dass das Cover des ersten und zweiten Bandes aneinander gelegt ein Gesamtbild ergeben werden. Somit ergeben auch die hellen Lichtstreifen einen Sinn.


Ich möchte mit der Aufmachung des Buches anfangen. Das Buch ist in vier Abschnitte gegliedert, die jeweils mit einem Zitat versehen sind. Die verschiedenen Kapitel beginnen immer mit Kapitelüberschriften, welche den genauen Ort des Geschehens angeben. Innerhalb der Kapitel gibt es jedoch manchmal auch Sprünge zu anderen Personen, die berichten, was jedoch auch mit einer Ortsangabe als Überschrift gekennzeichnet wird. So wusste ich zwar nie genau, wer mir gleich als Erzähler gegenüberstehen würde, aber immer, wo ich mich befinde. Die Geschichte wird, zum größten Teil, aus der Sicht von den vier Protagonist*innen erzählt. Es finden sich jedoch immer wieder kürzere Kapitel aus der Sicht einiger anderer Menschen, welche die Geschehnisse gut ergänzten. Ich muss ganz ehrlich sein, die Übersicht über so viele verschiedenen Persönlichkeiten und Perspektiven zu behalten, war nicht immer einfach, gerade am Anfang. Doch das ist dieses Buch auch nicht. Es soll nicht einfach sein. Immerhin handelt es sich hierbei um den Auftakt einer Dystopie. Der Schreibstil ist flüssig und sehr veranschaulichend. Ich konnte mich, dank der zahlreichen Beschreibungen, gut in die Personen und Ort hineinfinden. Wenn einen die vielen Namen oder Orte verwirren, kann man im Namens- und Ortsverzeichnis am Ende des Buches ganz einfach nachschlagen. Das fand ich sehr gut gemacht!

Diese Dystopie spielt im 23. Jahrhundert, genauer gesagt im Jahr 2261, nachdem ein Komet vor ca. 200 Jahren auf die Erde einschlug und so viel Staub aufwirbelte, dass sich der Himmel unwiederbringlich verdunkelte und die Erde deutlich abkühlte. Nun gibt es nur noch eine einzige große Nation: Die United Nation. In dieser leben die wenigen Menschen nach einem strikt vorgegebenem Leben, bei denen ihnen der Beruf, der Partner, ihr Zuhause und ihre Aktivitäten bis zur Ausgangssperre vorgegeben werden. Die United Nation wird von dem Magistratspräsidenten Hosni Elcaer mit eisiger Hand regiert. In dieser hochtechnologischen Welt mit allerlei technischen Neuerungen wie Phaserwaffen und Smartlets, leben die Menschen in verschiedenen Städten. Jeder Stadt wird eine Profession bzw. ein Aufgabenbereich zugeordnet, d.h. dass die verschieden Berufe rund um eine Berufsgruppe in einer Stadt zusammenkommen. Wenn eine Berufsgruppe als überflüssig erklärt wird, wird somit eine gesamte Stadt geschlossen und alle Menschen, die darin leben, bekommen einen neuen Beruf zugewiesen und werden umgesiedelt. Außerhalb der United Nation ist ein Leben nicht möglich, so heißt es zumindest, denn die Städte werden unterirdisch mit Wärme versorgt und außerhalb dieser ist es eisig und kalt. Dieser Bereich wird „Tote Zone“ genannt, in die alle Feinde der Nation verbannt und somit in den sicheren Tod geschickt werden.

Natürlich gibt es, wie bei jeder guten Dystopie, eine Rebellengruppe. In unserem Fall die „Human Defence Organization“, welche ähnlich einer Militärbasis aufgebaut ist. In dieser Basis leben nämlich sowohl Zivilisten, die Abseits der United Nation ein fast normales Leben führen dürfen, als auch Soldaten, Kommandeure und der Generalin Montcroix. In dieser Militärbäsis beginnt die Geschichte.

Wir lernen somit zuerst die Organisation kennen, später das Leben in der United Nation und insbesondere die Leben, der vier Hauptprotagonist*innen Aleah, Celtan, Jase und Neia. Außer, dass sie alle in der United Nation geboren wurden und 16 Jahre alt sind, verbindet sie augenscheinlich nichts – bis auf eine kleine X-förmige Narbe in ihrem Nacken, welche sie wenige Sekunden nach der Geburt erhalten haben. Was es mit dieser Narbe auf sich hat, erfahren wir im Laufe des Buches. Unsere Protagonist*innen üben zu Anfang verschiedenste Berufe aus.

Aleah ist eine Urteilsfällerin und muss über die größeren und kleineren Vergehen der Menschen Urteile verhängen, die nie schön sind. Celtan ist ein Pflanzengenetiker, welcher zwar die Aufgabe hat, die Natur, dessen Pflanzen und Tiere, zu perfektionieren, es dabei aber nicht so genau nimmt und vor allem auf einen Fledermausadler aufpasst. Jase ist ein ehemaliger Berichterstatter, dessen Beruf als überflüssig erklärt wurde, da kritisches Hinterfragen der Regierung nicht mehr gewünscht wird. Neia wurde gerad erst als Magistratin vereidigt und gehört somit quasi zur Regierung, die sich ebenfalls mit schwierigen Urteilen beschäftigen muss. Sie alle machen in ihren Berufen Erfahrungen, welche ihnen die Schattenseiten des Systems aufzeigen und können sich doch nicht dagegen wehren. Nachdem sie im Team der Human Defence Organization sind und dort ihre Ausbildung erhalten, lernen wir sie nochmal von einer anderen Seite kennen. Jede*r hat eigene Beweggründe, warum sie so handeln, wie sie es tun. Nicht bei allen war ich mir sicher, ob ich ihnen trauen kann, denn sie sind moralisch nicht immer schwarz-weiß, sondern grau. Die Entwicklung der Gruppe hat mir sehr gut gefallen. Doch auch die zahlreichen größeren wie kleineren Nebenfiguren, wie z.B. die charismatischen Zwillinge Ethan und Thane, wurden von der Autorin gut herausgearbeitet.

Dieses Buch hat mich ganz schön emotional mitgenommen. Die Menschen sind zu einem Leben, wenn man das so nennen kann, gezwungen, dass absolut rational stattfinden soll. Emotionen, Freundschaften, Liebe, … das ist alles unerwünscht. Die Menschen sollen funktionieren, produzieren und sind absolut austauschbar, fast wie Maschinen. Individualität ist nicht gewollt. Natürlich macht es das ganze System damit auch effizient, doch das, was Menschen ausmacht, verschwindet. Am schlimmsten jedoch empfand ich, dass Kinder kaum noch natürlich zur Welt kommen, sondern außerhalb des weiblichen Körpers „in vitro“ gezüchtet werden. Die Eltern bekommen dann monatliche Statusberichte über ihre Kinder, welche in der Stadt der Kinder aufgezogen werden. Sie lernen diese nicht persönlich kennen, bauen keine Beziehung zu ihnen auf und treffen sich im Verlauf ihres Lebens äußerst selten. Was soll das denn für eine Familie sein? Achso, Familien in dem Sinne gibt es somit natürlich auch nicht. Erwachsene können sich für 5 Jahre verehelichen lassen und dann einen Antrag auf Verlängerung stellen. Ganz schön absurd und deswegen irgendwie erschreckend wahrscheinlich, dass es tatsächlich so kommen könnte. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter, denn das ist noch gar nichts das Schlimmste. Ich sage nur: Die rote Stadt.

Wie soll ich noch mehr zum Buch schreiben, ohne zu viel zu spoilern? Wie ihr bereits gemerkt haben solltet, zählt in dieser grausamen, dystopischen Welt das Leben eines Einzelnen sehr wenig. Es gibt viele, oft brutale, Szenen, die mir tief unter die Haut gingen. Ich wusste schon bald nicht mehr was Lüge und was Wahrheit war. Die vielen Geheimnisse, die vielen offenen Fragen, sie wurden im Laufe des Buches beantwortet und gelüftet, aber manchmal hätte ich die Antwort dann doch lieber nicht gehabt. Tja und dann näherte ich mich auch schon dem Ende. Bis zuletzt war mir nicht ganz klar, was das Ziel der Vier ist. Ob sie gute Absichten verfolgten oder doch gegen die Rebellen arbeiteten? Ob sie einen Plan hatten oder auf gut Glück agierten? Ich wusste es nicht. Es gab zahlreiche, unerwartete Wenden, sodass ich immer wieder dachte, ich wüsste etwas und dann doch verdutzt aus der Wäsche schaute. Der Showdown war sehr gut gemacht und ich hatte mich fast schon wieder entspannt, doch da waren noch ein paar Seiten übrig. Eine Person, allein, die eine verhängnisvolle Entscheidung trifft. Nachdem ich den letzten Satz gelesen hatte, habe ich schnell weitergetippt, um zur nächsten Seite zu gelangen und musste entsetzt feststellen, dass es das Ende der Geschichte war! Ich habe keine Ahnung, wie ich bis 2022 warten soll, um zu erfahren, wie es weiter geht. Zudem kann ich mir auch gar nicht ausmalen, wie die Charaktere heil aus dieser Sache wieder herauskommen sollen. Irgendwie werden sie, müssen sie, es einfach schaffen. Viam inveniemus! Wir werden einen Weg finden.


Der dystopische Auftakt zur Dilogie entführt uns ins 23. Jahrhundert, bei der die Erde nach einem Kometeneinschlag in Staub gehüllt wurde. Die United Nation gab den Menschen Schutz, Wärme und alles Lebenswichtige. Alles? Nunja, nicht ganz, aber überzeugt euch selbst davon. Ich mochte die vier Hauptprotagonist*innen und ihre Entwicklung, auch wenn ich absolut nicht voraussagen konnte in welche Richtung sich so manche Wende entwickelte. Mit dem Ende hatte ich jedenfalls auf gar keinen Fall gerechnet! Einzig die unglaublich vielen Namen, Orte und verschiedenen Perspektiven haben mich anfangs ein wenig verwirrt, weswegen ich 4,5 Cookies vergebe. Ich empfehle dieses Buch allen Fans von Dystopien, die es gerne auch etwas düsterer mögen. Ich kann es kaum noch erwarten, bis der zweite Band erscheint und möchte ihn bitte schon jetzt haben und nicht bis 2022 warten. Vor allem, da ich nicht mal den Erscheinungsmonat weiß und ein ganzes Jahr Warten wäre wirklich gemein!


Ich möchte mich ganz herzlich beim Dancing Words Verlag und der Autorin Karin Kratt für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken.

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